Theologin: «Nach dem Konzil hat die Theologie permanent an Bedeutung verloren»

Chur, 4.4.15 (kath.ch) Erkenntnisse der theologischen Forschung fliessen kaum noch in kirchenamtliche Texte ein. Dies stellt die Churer Theologin Eva-Maria Faber im Interview mit der Zeitung «Südostschweiz» (4. April) fest. «Wir forschen und schreiben zwar vor uns hin, aber wir haben eigentlich keine Bedeutung mehr», sagt die scheidende Rektorin der Theologischen Hochschule Chur (THC).

Noch auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) hatte laut Faber jeder Bischof einen theologischen Berater. Nach dem Konzil aber habe die Theologie «permanent» an Bedeutung verloren. «Die strukturelle Verbindung zwischen Theologie und Kirchenlehre ist verkümmert», beklagt die Professorin für Dogmatik. Zwar existierten theologische Kommissionen; und so sollte die Theologie in kirchenamtliche Texte einfliessen. Oft aber frage man sich im Nachhinein: «Wo sind die Theologen gewesen?»

«Heisse Eisen»: Theologin schätzt Zurückhaltung des Papstes

In Bezug auf umstrittene Fragen wie etwa dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen hält Faber es für «klug», dass sich Papst Franziskus zurückhält «und nicht von Anfang an eine klare Position bezieht». Die von Franziskus angestossene Veränderung der Gesprächskultur sei wichtiger, als dass bei diesem oder jenem Punkt schnelle Entscheidungen getroffen werden, so die Theologin gegenüber der Zeitung. Aber natürlich müssten irgendwann einmal Entscheidungen gefällt werden.

Faber lehrt an der THC Dogmatik und Fundamentaltheologie und steht seit 2007 an der Spitze dieser Institution. Diesen Frühling endet ihre zweite Amtszeit als Rektorin. (bal)

Eva-Maria Faber, Dogmatik-Professorin in Chur, am Synodengespräch vom 24. März 2015 in St. Gallen | 2015 Barbara Ludwig
4. April 2015 | 17:19
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