Die Synodenaula gleicht einem Höersaal...
Vatikan

Synode biegt auf Zielgerade ein – die grosse Arbeit steht noch bevor

Rom, 15.10.18 (kath.ch) Zur Halbzeitbilanz der Synode scheint die Stimmung gut. Viele Themen wurden angesprochen. Häufig dabei: Glaubensvermittlung und Glaubwürdigkeit, Rolle der Frauen, Migration und Missbrauch. Ergebnisse aber brauchen noch Zeit.

Stefanie Stahlhofen

Bevor die Welt-Bischofssynode zur Jugend diese Woche auf die Zielgerade einbiegt, hat Papst Franziskus am Wochenende mit einer grossen Heiligsprechung ein deutliches Zeichen für Einheit zwischen Alt und Jung, Bischöfen, Päpsten und Ordensleuten gesetzt: Vertreter all dieser Gruppen sprach er am Sonntag auf dem Petersplatz heilig.

Gross der Applaus, als die letzten Worte der Heiligsprechungsformel und begleitenden Musik verhallen. Sieben neue Heilige hat die katholische Kirche nun – unterschiedlich in den Lebensläufen, vereint im Glauben: Der jüngste von ihnen starb mit 19 Jahren, der aus einfachen Verhältnissen in einem Abruzzen-Dorf stammende Nunzio Sulprizio (1817-1836).

Nunzio Sulprizio, ein heiliger Teenager.

Franziskus hat den Teenager zur Halbzeit der Jugendsynode ebenso heiliggesprochen, wie Papst Paul VI. (1963-1978), den ermordeten salvadorianischen Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) und die Gründerin der «Dernbacher Schwestern», die Deutsche Maria Katharina Kasper (1820-1898).

Offener Austausch wird gewürdigt

Auch die noch bis zum 28. Oktober im Vatikan tagende Welt-Bischofssynode vereint Menschen verschiedener Herkunft und Lebenswege im Vatikan. Sie zeigt, wie vielfältig die katholische Kirche sein kann. Ähnlich gut wie die Atmosphäre auf dem Petersplatz zur Heiligsprechung scheint insgesamt auch die Stimmung bei den Beratungen der Weltbischofssynode zu sein. Viele loben offenen Austausch und gegenseitiges Zuhören, bei dem bisher sowohl Lob wie Kritik geäussert wurden. Auch strittige Themen wurden von Beginn an genannt.

Neben sexueller Gewalt und deren Verheimlichung in der Kirche ging es immer wieder um mehr Mitsprache und Verantwortung von Frauen in der Kirche, um unterschiedliche Formen von Berufungen sowie um Sexualität. Die Teilnehmer aus fünf Kontinenten sprachen zudem über die Lebensbegleitung junger Menschen sowie Migration. Ein junger Iraker, der von seinen Erfahrungen und der Bedrohung seiner Kirche erzählte, erhielt laut Aussage von Teilnehmern den bisher längsten Applaus.

Gejohle und lebhafte Debatten

Mit Applaus, sogar Gejohle wie auch demonstrativer Zurückhaltung quittieren vor allem junge Auditoren die Beiträge in der Synodenaula. Papst Franziskus persönlich bat die jungen Erwachsenen, darin nicht nachzulassen. Ein Bischof wurde zitiert, diese – seine bisher siebte Synode – sei die bisher lebhafteste.

Junge Auditoren quittieren Redebeiträge.

In der zweiten Woche ging es vor allem darum, dass die Teilnehmer die in der ersten Woche gemachten Analysen und Beobachtungen aus christlicher Sicht deuten. Diese Reihenfolge ist auch durch das Arbeitsdokument der Synode vorgesehen. In der dritten Woche sollen konkretere Folgen für die Kirche benannt werden.

Jugend- und Frauengremien vorgeschlagen

Dazu wünschte sich nicht nur der Thomas Andonie vom Bund deutscher katholischer Jugend, der als Gasthörer aus dem deutschsprachigen Raum teilnimmt, mehr Mitsprache junger Menschen in der Kirche. Er schlug etwa ein Jugend-Beratungsgremium für den Papst vor.

Ähnlich äusserte sich, mit Blick auf die Rolle von Frauen, der niederländische Weihbischof Johannes de Jong: «Natürlich können Frauen ein Gremium gründen, um den Papst zu beraten», sagte er.

«Die Situation für Frauen in der Kirche verbessert sich.»

Die Frage nach mehr Mitsprache wird bei der Synode auch deshalb oft gestellt, weil ausser Bischöfen und Ordenspriestern auch zwei nicht geweihte Ordensbrüder über das Abschlussdokument mit abstimmen dürfen. Ordensfrauen haben diese Möglichkeit bisher nicht. Eine südkoreanische Ordensfrau räumte ein, auf der Synode sei festzustellen: «Die Situation für Frauen in der Kirche verbessert sich.»

Zu stark westlich geprägt

Was genauer am 28. Oktober im Abschlussdokument stehen wird, lässt sich noch schwer einschätzen. Eine englischsprachige Arbeitsgruppe etwa kritisierte, das Arbeitsdokument sei in vielen Punkten zu sehr auch westlicher Sicht verfasst. Die italienischen Sprachgruppen plädierten für eine Botschaft des Papstes an die Jugend. – Und Papst Franziskus? Der spricht sich immer wieder vor allem für aufmerksames Zuhören und kritische Unterscheidung aus. (cic)

Zum Dossier Jugendsynode auf kath.ch

Die Synodenaula gleicht einem Höersaal... | © Oliver Sittel
15. Oktober 2018 | 16:29
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