Studie: Kirchenzufriedenheit in einem kritischen Zustand

Münster, 2.3.15 (kath.ch) Das Bistum Münster hat als erste deutsche Diözese eine Studie zur Zufriedenheit seiner Mitglieder vorgelegt. Dies vor dem Hintergrund der Kirchenaustritte. Danach ist die Zufriedenheit mit der katholischen Kirche in einem «kritischen Zustand», wie Bischof Felix Genn sowie die Marketing-Experten Heribert Meffert und Peter Kenning am Montag in Münster erläuterten. Rund 30 Prozent der Mitglieder sind demnach zufrieden mit der Kirche und etwas mehr als 30 Prozent unzufrieden; 40 Prozent wählten eine mittlere Position.

Genn nannte die Zahlen «alarmierend». 2013 hätten 10.112 Menschen im Bistum der Kirchen den Rücken gekehrt. Für 2014 liege noch kein Ergebnis vor. «Sicher ist aber: Es werden nicht weniger», so Genn. Laut Studie gelten 22 Prozent der Katholiken im Bistum als austrittsgefährdet.

Skandale erklären nicht alles

Natürlich hätten Missbrauchsfälle, Limburger Finanzskandal oder das neue Verfahren zur Abgeltung der Kapitalertragssteuer zu mehr Austritten geführt, sagte Genn. Damit sei aber längst nicht alles geklärt. Die Studie solle dazu dienen, Hintergründe zu erkennen und Massnahmen dagegen zu entwickeln.

Kirche «zu rückständig»

Für einen Kirchenaustritt gebe es immer einen «Mix aus Gründen», führten die Forscher aus. Viele lägen im Bereich der Weltkirche. So hätten 55 Prozent als Hauptgrund für einen möglichen Austritt angegeben, dass ihnen die Kirche zu rückständig sei. Auf solche Faktoren habe ein Bistum keinen Einfluss. Ändern könne es aber jene Ursachen, die mit der «Beziehungsqualität» zusammenhingen. So liege bei den Menschen unter 25 sowie bei den 56- bis 65-Jährigen der Anteil der Unzufriedenen bei mehr als einem Drittel. Auffallend sei, dass 17 Prozent der Katholiken angaben, in kritischen Lebenssituationen in ihrer Pfarrgemeinde keinen Halt zu finden.

Die Wissenschaftler forderten eine strategische Weiterentwicklung des kirchlichen Dienstangebots. Dafür sprächen die nur durchschnittlichen Werte in «Kernkompetenzen» wie Gottesdienst, Seelsorge sowie Caritas vor Ort.

Das Bistum Münster wolle schnell reagieren, sagte der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, Manfred Kollig. Erste Pläne bezögen sich auf die Gestaltung der Liturgie, das Feedback in der Kirche, die Schaffung experimenteller Räume sowie den Ausbau von Begegnungen.

Die Telefonbefragung war 2014 vom Münster Research Institute (MRI) unter 1.000 Katholiken durchgeführt worden. Daneben wurden Intensivinterviews mit 80 pastoralen Mitarbeitern geführt. (kna)

2. März 2015 | 16:02
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