Hermann Hungerbühler
Schweiz

St. Galler Priester ermöglicht eine Gallus-Statue für die Bretagne

Andwil-Arnegg SG, 18.7.18 (kath.ch) Am 29. Juli wird im bretonischen «Vallée des Saints» (Tal der Heiligen) eine Statue des Heiligen Gallus eingeweiht. Ermöglicht hat dies Hermann Hungerbühler, pensionierter Priester aus Andwil-Arnegg.

Stephan Sigg

In der französischen Bretagne wird Ende Juli im Vallée des Saints eine Statue des Heiligen Gallus eingeweiht. «Es werden nur Statuen von Heiligen aufgestellt, die einen Bezug zur Bretagne haben», erklärt Hermann Hungerbühler (86). Gallus, der über die Bretagne nach St. Gallen gekommen sei, gehöre selbstverständlich auch dazu. «Was mich besonders freut: Es sind dort auch Heilige zu finden, die bei uns unbekannt sind. Es wird dadurch die grosse Vielfalt sichtbar. Die Statuen zeigen, dass es parallel zur Weltkirche immer schon regionale spirituelle Eigenheiten gab.»

Dankbar für ein glückliches Leben

Die Statuen werden von bretonischen Skulpteuren angefertigt, die Finanzierung übernehmen Sponsoren. Via Stiftsbibliothek St. Gallen gelangte die Anfrage aus Frankreich zu Hermann Hungerbühler: «Als gebürtiger Arnegger habe ich eine enge Verbindung zum Bistumsheiligen», sagt er, «er ist Patron unseres Bistums und Namensspender unseres Kantons.» Hungerbühler, der auf ein glückliches Leben zurückblickt, will die Dankbarkeit dafür mit einer Statue zum Ausdruck bringen. «Ich entschied mich deshalb, das Projekt finanziell zu unterstützen.»

Anders als andere Gallus-Darstellungen

Wie genau die Gallus-Statue am Schluss aussehen wird, wird auch für den Priester eine Überraschung. «Cornel Dora von der Stiftsbibliothek und ich haben dem Bildhauer unsere Ideen unterbreitet, aber es war uns wichtig, dass er es nach seinen eigenen Vorstellungen umsetzen kann.»

«Es ist etwas ganz Neues.»

Lächelnd ergänzt er: «Ich habe schon Fotos von der noch unvollendeten Statue gesehen und bin begeistert: Es ist etwas ganz Neues und entspricht überhaupt nicht den Gallus-Darstellungen, die wir kennen.» Er habe schon immer Innovationen befürwortet und schätze es, wenn er auch so einen kleinen Beitrag an eine neue Art sakraler Kunst leisten könne.

St. Galler Delegation reist in die Bretagne

Ob Hungerbühler bei der Einweihung am 29. Juli anwesend sein kann, ist noch nicht sicher. Auf jeden Fall wird eine Delegation aus St.Gallen vor Ort sein. Hungerbühler ist in seinem Leben viel gereist. Im Vallée des Saints war er jedoch noch nie.

«Die Steinmetze bearbeiten den Granit sinnlich.»

Er hat aber ausgiebig recherchiert – in Büchern und online: «Sehr beeindruckt hat mich, welche Bedeutung der Granit für die Skulpteure hat. Ähnlich wie bei uns die Käser ein sinnliches Handwerk haben und den Käse mit den Händen liebkosen, so sinnlich bearbeiten die Steinmetze den Granit.»

Ein Heiliger der Gegenwart

Aber passt es in die heutige Zeit, eine Landschaft mit Heiligenstatuen zu bestücken? Viele tun sich heute schwer mit Heiligen und deren Verehrung. «Das ist ihr Problem!», sagt Hermann Hungerbühler und lacht, «für mich sind Heilige Vorbilder. Es waren immer besondere Menschen, die sich für andere eingesetzt haben.

«Solche Meldungen sollten öfter in den Medien sein!»

Und er erzählt von einem Zeitungsartikel, den er gerade an diesem Morgen gelesen hat: «Ein Flüchtling in Paris kletterte wie ein Spiderman in den vierten Stock, um ein Kleinkind zu retten, das von einem Balkon zu stürzen drohte – definitiv ein Heiliger der Gegenwart. Es sollten mehr solche Meldungen in den Medien zu finden sein!»

Dieser Artikel erschien zuerst im St. Galler Pfarrei-Forum (7/2018).

Hermann Hungerbühler | © Regina Kühne / Pfarreiforum
18. Juli 2018 | 10:30
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Vallée des Saints

Im Herzen der Bretagne stehen auf einem Hügel Dutzende von Statuen, die bretonische Heilige darstellen. Seit 2009 kommen jedes Jahr neue Statuen dazu. Die vier Meter hohen Granitstatuen werden im Dorf Carnoët von Bildhauern geschaffen. Jede hat einen eigenen Stil: Die eine erinnert an den Kleinen Prinzen, eine andere an einen nordamerikanischen Indianer. Im August 2017 wurde bereits die neunzigste Statue aufgestellt. Führungen finden täglich statt. Im Juni und September können Besucher den Bildhauern bei der Arbeit zusehen. (ssi/sys)