Schweiz
St. Gallen sieht Händedruck als Zeichen der Integration
St. Gallen, 27.8.16 (kath.ch) Lehrpersonen sollen von ihren Schülern einen Händedruck einfordern können, findet die Regierung des Kantons St. Gallen. Sie antwortet dabei auf eine Interpellation der CVP/EVP-Fraktion. Die Regierung stützt sich auf das Gutachten der Bildungsdirektion Basel-Landschaft zum Fall «Therwil».
Die Fraktion von CVP/EVP hatte im April eine Interpellation mit dem Titel «Integration statt religiöse Sonderregelungen» eingereicht. Darin wollte sie wissen, ob die Regierung die Auffassung teile, «dass die Anpassung an die gesellschaftliche Konvention Voraussetzung für eine gelingende Integration bildet» und ob sie gewillt sei, dieser Auffassung Nachdruck zu verleihen.
Hintergrund war der Fall zweier muslimischer Schüler aus Therwil BL, welche ihrer Lehrerin den Händedruck aus religiösen Gründen verweigert hatten.
Grundrechte der Lehrperson höher gewertet
In ihrer Antwort von vergangener Woche bejaht die St. Galler Regierung die erste Frage. Das Verhalten der muslimischen Schüler falle zwar in den Schutzbereich der Glaubens- und Gewissensfreiheit, «aber nicht in deren unantastbaren Kerngehalt».
Gestützt auf das Rechtsgutachten, welches die basellandschaftliche Bildungsdirektion im April eingeholt habe, wertet auch die St. Galler Regierung das öffentliche Interesse der Integration von Ausländern sowie die Grundrechte der Lehrperson höher.
Umsetzung ist Sache der Schulen und Lehrpersonen
«Die Verweigerung des Handgebens gegenüber einer weiblichen Person stellt eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts dar.» Damit sei das Einfordern des Händedrucks aus Sicht der Regierung legitimiert, ausserdem überwiege auch das Interesse an einem ordentlichen Schulbetrieb.
Das konkrete Vorgehen in solchen Fällen bleibt aber dennoch Sache der einzelnen Schulen und Lehrpersonen: «Ob das Handgeben im konkreten Fall eingefordert wird, liegt – wie auch die Reaktion auf eine allfällige Verweigerung – im Ermessen der Schule beziehungsweise der Lehrpersonen vor Ort.» (sys)
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