Blick auf den Tempelberg in Jerusalem
International

Sorge um neue Konflikte nach Trumps Jerusalem-Entscheidung

Washington/Jerusalem, 7.12.17 (kath.ch) Die USA erkennen Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels an – trotz internationaler Warnungen. Dies sei es ein «überfälliger Schritt» zur Förderung des Friedensprozesses und letztlich «eine Anerkennung der Realität», sagte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch in Washington. «Heute erkennen wir endlich das Offensichtliche an: Dass Jerusalem die Hauptstadt Israels ist», sagte er. Anders als seine Vorgänger «liefere» er bei diesem Thema. Ab sofort solle die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden.

Die Erklärung Trumps wurde von israelischen Regierungsvertretern als Meilenstein begrüsst, während palästinensische Politiker von einer «Untergrabung» des Nahost-Friedensprozesses sprachen und einen «Aufruhr» befürchten. Die Vereinten Nationen wollen sich in einer Dringlichkeitssitzung am Freitag mit der Entscheidung Washingtons befassen.

«Jerusalem ist unbestreitbar die historische Hauptstadt des jüdischen Volkes.»

Der Jüdische Weltkongress sprach von einem mutigen Schritt. Er hoffe, dass Trumps Erklärung eine starke Botschaft an die internationale Gemeinschaft senden werde, erklärte Präsident Ronald S. Lauder am späten Mittwochabend. «Jerusalem ist unbestreitbar die Hauptstadt von Israel und die historische Hauptstadt des jüdischen Volkes», betonte er.

Schlag gegen eine friedliche Lösung

Die Botschafterin von Palästina in Deutschland, Khouloud Daibes, bezeichnete Trumps Erklärung als Schlag gegen eine friedliche Lösung und gegen moderate Kräfte in der Region. Die Konsequenzen seien unberechenbar, warnte sie am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. Die Palästinenser erwarteten nun von der internationalen Gemeinschaft eine Anerkennung des Staates Palästina mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.

Drei «Tage des Zorns»

Vereinzelt kam es zu palästinensischen Demonstrationen. Berichten zufolge protestierten Menschen an mehreren Orten gegen die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels. Teils verbrannten Demonstranten dabei amerikanische und israelische Flaggen. Palästinenser im Westjordanland hatten in Reaktion auf Trumps Ankündigung am Dienstag zu drei «Tagen des Zorns» aufgerufen.

Israel vs. Palästina

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einer «mutigen und gerechten Entscheidung» Trumps. Diese sei ein wichtiger Schritt in Richtung Frieden, weil es «keinen Frieden gibt, der nicht Jerusalem als Hauptstadt Israels beinhaltet», so Netanjahu in einem Videobeitrag auf Facebook.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sieht in der Jerusalem-Entscheidung Trumps hingegen eine vorsätzliche Untergrabung der Bemühungen um Frieden. Die USA erklärten damit ihren Rückzug aus der Jahrzehnte ausgeübten Rolle als Vermittler im Friedensprozess, sagte Abbas laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa in einer Fernsehansprache.

Papst hofft auf «Weisheit und Klugheit»

Zahlreiche Politiker und Religionsvertreter hatten sich vor der Trump-Rede besorgt über die Situation um Jerusalem gezeigt. Papst Franziskus erklärte, er hoffe, dass sich «Weisheit und Klugheit durchsetzen», damit keine neuen Spannungen zu der schon von Konflikten gezeichneten Weltlage hinzukämen. (kna)

Blick auf den Tempelberg in Jerusalem | © Blumeline/pixabay.com CC0
7. Dezember 2017 | 12:45
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