«Sharing is caring» – Papst setzt auf sozial-mediale Kommunikation

Solothurn, 6.5.16 (kath.ch) 400 Kommunikationsprofis der Katholischen Kirche trafen sich Ende April in Rom zur Diskussion von Trends und Strategien in einer von Medienkonvergenz und Socialmedia geprägten Gesellschaft. Im Zentrum stand die Frage, wie die Kirche mit den veränderten Bedingungen in der gesellschaftlichen Meinungsbildung umgehen soll, und welche Chancen sich daraus ergeben, die Barmherzigkeit Gottes ins Spiel zu bringen, bzw. das kirchliche «Aquarium» zu verlassen. Mit dabei waren auch Bischof Viganò, der neue Staatssekretär für Kommunikation des Vatikans, sowie Papstsprecher Frederico Lombardi.

Hansruedi Huber*

Es besteht Konsens darin, dass Blogger und Socialmedia in der gesellschaftlichen Meinungsbildung eine führende Rolle übernommen haben. Papst Franziskus definiert Socialmedia als «neue «Lebensorte». Für die Kirche sind sie eine grosse Chance, Menschen zu niedrigen Transaktionskosten zu erreichen oder für sie da zu sein. Dabei geht es nicht nur um die Verbreitung des Evangeliums, sondern – so der Papst – ums Zuzuhören und Anteil nehmen!

Personalisierung der Kommunikation

Socialmedia erlauben dies auf eine bisher (aus technischen Gründen) nicht mögliche spontane und direkte Art. «Sharing ist caring!» (Teilen ist Fürsorge). Die immer breiter über Socialmedia abgestützte gesellschaftliche Meinungsbildung verlagert die Macht der Meinungsbildung von den Massenmedien zu den Bloggern und themenspezifischen Multiplikatoren auf Socialmedia. Insgesamt findet eine stärkere Personalisierung der Kommunikation statt. Ein bisweilen unbekannter Theologe oder ein engagiertes Kirchenmitglied kann über Nacht zur Stimme der Kirche werden. Im Web werden Geschichten erzählt, wird geklagt, geweint, Anteil genommen.

Marke «Papst-Kirche» aufladen

Die Entwicklung zur gesellschaftlich total vernetzten Kommunikation, wo jeder Empfänger auch Sender sein kann und wo die Technik keine Rolle mehr spielt, fordert bei Institutionen ein komplettes Umdenken: Es zählt nicht mehr nur der Einzelkommunikator, sondern vor allem die Kraft, eine Vielzahl von aktiven Stimmen zu mobilisieren. In der wertorientierten Kommunikation (z.B. Barmherzigkeit) wird deshalb auch von einer «Bewegung von Kulturpromotoren» gesprochen!

Der Papst macht es vor: Inhaltlich überhöht er die institutionelle Selbstzentrierung, die mitunter zu einem widersprüchlichen Bild der Kirche geführt hatte, indem er Barmherzigkeit zur Maxime erklärt. Barmherzigkeit ist aber auch eine Strategie, mit der die Marke «Papst-Kirche» entscheidend – und erfolgreich! – aufgeladen wird. Operativ setzt der Papst auf Socialmedia.

Lebensorte, die erreicht werden müssen

Der neue Kommunikationschef, Bischof Vigano, präsentierte den dafür notwendigen und bereits fortgeschrittenen Struktur- und Kulturwandel in der vatikanischen Kommunikationsabteilung. Die Konvergenz der Massenmedien (Radio, TV, Print etc.) wird sich in der Organisation der päpstlichen Kommunikationsabteilung bis 2017 vollständig widerspiegeln.

Wie gesagt bezeichnet der Papst die Socialmedia als «Lebensorte», wo Menschen erreicht werden können und sich die Kirche kritischen Fragen stellen muss! Webseiten von Pfarreien und Bistümern sollen deshalb sozial und interaktiv sein: Menschen müssen sich direkt an die Kirche wenden können! Niemand dürfe ausgeschlossen oder verbannt werden. Liebe und Barmherzigkeit dürfen keine Slogans sein!

Vorläufiges Fazit für unser Bistum: Die Entwicklungsrichtung der Kommunikation des Bistums stimmt und muss entschieden weiterverfolgt werden. (hrh)

* Hansruedi Huber ist Kommunikationsverantwortlicher des Bistums Basel.

6. Mai 2016 | 08:18
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!