Albrecht von Boeselager, bisheriger Grosskanzler des Malteserordens
Vatikan

Reformprozess bei Maltesern braucht Zeit

Rom/Altenahr, 25.4.18 (kath.ch) Der Reformprozess innerhalb des Malteserordens wird nach Einschätzung von Grosskanzler Albrecht von Boeselager über 2019 hinaus andauern. Eine genaue Vorhersage sei schwierig, sagte der Aussenminister der Malteser im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Altenahr. Ein Thema sei die künftige Rolle der Professritter. Sie bilden den sogenannten Ersten Stand des Ordens und üben viele Leitungsfunktionen aus.

Von Boeselager widersprach der Darstellung, wonach bei der Reformdebatte Kritiker und Unterstützer von Papst Franziskus einander gegenüberstünden. «Ich würde es eher so formulieren: Es gibt solche, die Angst haben, dass das traditionelle Proprium verloren geht, und solche, die neue Wege suchen.» Eine Reform sei «immer ein schmerzhafter Prozess, bis man zu einem Punkt gelangt, an dem eine weitgehende Übereinstimmung erreicht ist».

Bald Wahl des Grossmeisters

In der kommenden Woche wollen die Malteser einen neuen Grossmeister wählen. Der Grosse Staatsrat tritt dafür am 2. und 3. Mai in Rom zusammen. Vor gut eineinhalb Jahren geriet der Orden in eine Krise; von Boeselager verlor zeitweilig sein Amt als Grosskanzler. Anfang 2017 trat dann der damalige Grossmeister, der Brite Matthew Festing, zurück. Übergangsweise übernahm Giacomo Dalla Torre als Statthalter die Leitung des Ordens. Der Italiener gilt bei der nun anstehenden Wahl als einer der Anwärter auf den Posten des Grossmeisters.

Zu seiner vorübergehenden Entlassung durch Festing sagte von Boeselager, dabei sei der Wille des Papstes «fälschlich ins Feld geführt» worden, um ihn zum Rücktritt aufzufordern. «Und das wollte der Heilige Stuhl ziemlich schnell klargestellt haben. Eine solche Klarstellung ist aber vom damaligen Grossmeister nicht gekommen.» Daraufhin habe der Heilige Stuhl das Verfahren an sich gezogen.

Debatte um frühere Entlassung

In der britischen Zeitung «The Tablet» gab Festing vor wenigen Tagen an, die Entlassung von Boeselagers sei nicht allein auf sein Betreiben zurückzuführen. Er habe sich bei seinem Vorgehen durch den inzwischen de facto suspendierten Kardinalpatron der Malteser, Raymond Leo Burke, und den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, gedeckt gefühlt. Bei Letzterem habe er sich sogar persönlich abgesichert: «Ich wollte sicher gehen, dass alles was ich tat, den Segen der Kirche hatte.» Sowohl Festing als auch von Boeselager nehmen an der Wahl des neuen Grossmeisters teil. (kna)

Albrecht von Boeselager, bisheriger Grosskanzler des Malteserordens | © kna | © KNA
25. April 2018 | 06:15
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