Harald Rein
Schweiz

Rat der Religionen will Gespräch mit Bundesrat Berset

Der schweizerische Rat der Religionen wird gestärkt aus der Corona-Krise gehen. Davon ist Ratspräsident Harald Rein überzeugt. Angestrebt wird ein Treffen mit Bundesrat Alain Berset.

Georges Scherrer

Das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Wille der Ratsmitglieder, gemeinsam zu handeln, ist während der Corona-Krise gewachsen, sagte der Bischof der Christkatholischen Kirche in der Schweiz, gegenüber kath.ch. Rein steht aktuell dem Rat als Präsident vor.

Eine Delegation des Rates möchte in den kommenden zwei Wochen mit Bundesrat Alain Berset zusammentreffen. Thema wäre, wann wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert werden können. Eine entsprechende Anfrage ist gemäss Rein beim Bundesrat deponiert, aber noch nicht beantwortet.

Präzisionen folgen Anfang Mai

Bei solchen Treffen sei der Rat mindestens durch drei Personen vertreten, je einer aus der christlichen, der jüdischen und der muslimischen Gemeinschaft. Alles Weitere werde erst an der nächsten Ratssitzung am 4. Mai entschieden.

Im Hintergrund sei der Rat den Schweizer Behörden in einem besonderen Fall zur Hand gewesen: Der Stab der Sanitätsdienste der Armee sei an das Gremium gelangt. Die Armee bat um Hilfe bei der Erstellung einer Liste von nicht-sakralen kirchlichen Gebäuden wie Pfarr-Gemeindehäuser oder Pfarreiheime.

Gebäude für die Armee

In diesen sollen jene Armeeangehörige untergebracht werden, die für den Sanitätseinsatz in zivilen Spitälern vorgesehen sind. Gesucht wurden leerstehende kirchliche Liegenschaften, Tagungszentren und auch Gebäude anderer Religionsgemeinschaften.

«Ich empfinde dies als Anerkennung.»

Die Armee habe einen Kriterienkatalog vorgelegt. Gemeinsam mit Vertretern des Militärs wurde die angeforderte Liste erstellt. Im Notfall hätte die Armee schnell auf diese Gebäude zurückgreifen können. «Alle Kirchen und Religionen haben mitgemacht», präzisiert Rein.

Gemeinsam stärker

Diese Zusammenarbeit bedeute eine grosse Ehre für den Rat der Religionen, betonte Rein. «Ich empfinde dies durchaus als ein Zeichen der Anerkennung.»

Am Beispiel der Diskussion über die Wiedereröffnung der Kirchen, Synagogen und Moscheen zeigt Rein auf, dass die einzelnen Religionsgemeinschaften von einem Alleingang nicht profitieren würden.

«Wir sind nicht nur Lobbyisten.»

Alle Gemeinschaften möchten so schnell wie möglich wieder Gottesdienste – mit begrenzten Teilnehmerzahlen und unter Berücksichtigung der Schutzkonzepte – feiern, hob der Bischof hervor.

«Im Rat sind wir uns einig, dass wir beim Bundesrat nicht drängen, weil wir nicht nur Lobbyisten sind, sondern in erster Linie auch Verantwortung gegenüber den Menschen tragen.» Wenn die Gefahr der Ansteckung oder des Krankwerdens bestehe, sei es besser, die Gottesdienste lieber noch für zwei Wochen auszusetzen.

Kein Vorpreschen, kein Druck

Die Landeskirchen, die muslimischen und jüdischen Verbände seien sich auch einig darüber, «dass niemand vorpreschen wolle oder Druck ausübt». Darum wolle man gemeinsam beim Bundesrat vorstellig werden. Wenn ein Mitglied dennoch einen Alleingang bevorzuge, dürfe es das natürlich tun. 

Harald Rein | © Vera Rüttimann
28. April 2020 | 06:31
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Rat der Religionen

Dem 2006 gegründeten Rat der Religionen gehören acht Gemeinschaften an. Neben der römisch-katholischen, der christkatholischen und der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz sind dies der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG), die Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS) und die Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (KIOS).

Weitere Mitglieder sind die Metropolie der Schweiz des Ökumenisches Patriarchats von Konstantinopel (orthodoxe Kirche) und, mit einem Gaststatus vertreten, das evangelische Netzwerk der Schweiz. (gs)