Bikantonale Fachstelle Katholisch BL.BS
Schweiz

Protestrücktritt aus dem Landeskirchenrat Baselland

Basel/Liestal, 24.5.17 (kath.ch) Aus Protest tritt Esther Sartoretti aus dem katholischen Landeskirchenrat Baselland, der Exekutive der Landeskirche, aus. Sie kritisiert die Vorgehensweise des Präsidenten des Kirchenrats, Ivo Corvini, bei der Vorbereitung der Kündigung des Vertrages der bikantonale Fachstelle katholisch bl.bs.

Die katholische Kirche in der Schweiz habe ein duales System, sagte Sartoretti gegenüber der «Basellandschaftlichen Zeitung» (24. Mai). Auf der einen Seite stehe die staatskirchliche Ebene, auf der anderen die pastoralen Gremien. Dieses System werde im Landeskirchenrat «zu wenig beachtet: Es werden Entscheide gefällt, ohne darauf Rücksicht zu nehmen.»

Die Vertragskündigung durch die Mehrheit des Landeskirchenrats ohne Rücksprache mit den pastoralen Gremien habe für sie das Fass nun zum Überlaufen gebracht. Sie hofft, dass sich die Synode Basel-Land, das Kirchenparlament, mit der Angelegenheit befassen wird.

 »Pastoral unakzeptabel»

Auch Monika Hungerbühler, Co-Leiterin des Dekanates der Römisch-katholischen Kirche in Basel-Stadt und Mitglied der Steuergruppe, welche die Fachstelle unter sich hat, nennt das Vorgehen der Landeskirchenrates Baselland gegenüber kath.ch «pastoral unakzeptabel». Ein gut funktionierendes Gremium, das von den Landeskirchen Basel-Landschaft und Basel-Stadt gemeinsam aufgebaut worden sei, werde einseitig gekündigt.

Zudem sei der Präsident der Steuergruppe, Bischofsvikar Christoph Sterkman, über diesen Entscheid im Vorfeld nicht orientiert worden, so Hungerbühler am Mittwoch gegenüber kath.ch.

Der Entscheid bedeute für das Funktionieren des Dual-Systems eine «ganz grosse Katastrophe». Hungerbühler lobt den Rücktritt von Esther Sartoretti als einen «guten und mutigen Schritt» und hofft, dass dieser «etwas in Bewegung bringt». Sie wünscht sich, dass das letzte Wort in der Sache noch nicht gesprochen ist und alle Beteiligten, wie es das Dekanat Basel-Stadt und die Pastoralkonferenz Baselland in einer Stellungnahme fordern, sich um eine «konstruktive Lösung» der Angelegenheit bemühen.

«Einfach zu stark auseinander»

Die Gründe für die Auflösung der Zusammenarbeit geben in Basel viel zu reden. Offiziell heisst es: Baselland will die Bedürfnisse der neuen Pastoralräume und Seelsorgeeinheiten mit dezentral organisierten Kirchenstrukturen besser abdecken. Mit der Errichtung von sieben Pastoralräumen in Baselland und von einem in Basel-Stadt seien Bedürfnisse und Strukturen in den beiden Kantonen «einfach zu stark auseinander» gegangen», so die Römisch-katholische Kirche Basel-Landschaft in ihrer Mitteilung.

Einem anderen Verdachtsmoment gibt die Co-Dekanatsleiterin Monika Hungerbühler ein eigenes Gewicht. Der Öffentlichkeitsbeauftragte der Fachstelle, Thierry Moosbrugger, und Ivo Corvini haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne, wird in Basel gemunkelt. Dazu sagte Hungerbühler gegenüber der «Basellandschaftlichen Zeitung». «Bereits letzten Herbst wollte der Landeskirchenrat den Bereich Öffentlichkeitsarbeit umstrukturieren, kam damit aber nicht durch. Da drängt sich mir persönlich schon der Verdacht auf, dass nun halt ein formaler Grund angeführt wird, um eine unliebsame Person loszuwerden.»

Prüfen statt künden

Der Informationsbeauftragte der basellandschaftlichen Landeskirche, Martin Kohler, weist derartige Überlegungen zurück: «Der Landeskirchenrat entscheidet sachlich und sicher nicht wegen eines persönlichen Konflikts», sagte er gegenüber der «Basellandschaftlichen Zeitung».

Der Leiter der Pastoralkonferenz Baselland, Hanspeter Lichtin, meinte gegenüber dem Blatt, dass auf dem Land eine Angst vorhanden sei, «dass der Land- neben dem Stadtkanton zu kurz kommen könnte». Statt zu kündigen, hätte man aber auch der Steuergruppe den Auftrag erteilen können, «das Pflichtenheft der Fachstelle entsprechend zu überprüfen oder nötigenfalls anzupassen». (gs)

Bikantonale Fachstelle Katholisch BL.BS | © katholisch-blbs.ch
24. Mai 2017 | 16:32
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