Programm für missbrauchte und ausgebeutete Kinder der Organisation Damnok Toek
Schweiz

Prix Caritas 2018 weist auf das Schicksal versklavter Kinder hin

Luzern, 16.6.18 (kath.ch) Sklaverei ist für viele Menschen auch heute noch eine bittere Realität. Mit dem Prix Caritas 2018 an den kambodschanischen Arzt Sovannarith Sam weist das katholische Hilfswerk auf das Schicksal dieser Menschen hin. Der Preis wurde am Freitag im KKL Luzern überreicht.

Florian Flohr

Sklaverei – das klingt nach längst vergangenen Zeiten, nach Unmenschlichkeit, die überwunden ist. Die Verleihung des 16. Prix Caritas zeigte, dass auch die heutige Welt noch totale Abhängigkeit und Handel mit Menschen produziert. Der Preisträger, ein kambodschanischer Arzt, der «Doktor Rith» genannt wird, sprach von 150’000 Betroffenen allein in seinem Land, darunter viele Kinder.

Savannarith Sam, wie er mit vollem Namen heisst, leitet die Organisation «Damnok Toek» (Wassertropfen). Im kambodschanisch-thailändischen Grenzgebiet kümmert sie sich um die verletzlichsten Opfer der extremen Armut und der illegalen Migration: die Kinder.

«Jeden Tag schieben die thailändischen Behörden allein in der Stadt Poipet täglich 280 illegale Einwanderer ab. Jede zehnte Person davon ist ein Kind, und jedes zehnte Kind ist unbegleitet oder Ware von Menschenhändlern», sagte Sam am Samstag in Luzern.

Die eigene Lebensgeschichte motiviert

Savannarith Sam ist 53 Jahre alt und Vater von drei Kindern. Seine eigene Kindheit war von der brutalen Diktatur der Roten Khmer geprägt. «Wir wurden versklavt, aus unserer Stadt vertrieben und zur Landarbeiter gezwungen. Nachher hatte ich das Glück, Medizin studieren zu können. Das motiviert mich, heute dafür zu kämpfen, dass Kinder wirklich eine Kindheit haben können, die den Namen verdient, und nicht als Arbeitskräfte oder Sexobjekte missbraucht werden», erläuterte der Caritas-Preisträger sein Engagement vor dem gut gefüllten Luzerner Saal im KKL.

«Damnok Toek» biete den betroffenen Kindern in ihren Zentren zunächst Schutz vor Ausbeutung und Missbrauch, dann aber auch Schulbildung und Hilfe bei der Suche nach ihrer Familie. «Das ist oft schwierig, weil die Kinder so klein sind, dass sie nicht sagen können, woher sie stammen. Dennoch bleibt unser Ziel die Reintegration, die Rückführung in die eigene Familie, in das normale Schulsystem und schliesslich in die Arbeitswelt.»

Armut und Elende nehmen zu

Trotz des langjährigen Einsatzes von Sam und seinen Mitstreitenden seien die Lebensbedingungen der Menschen im Grenzgebiet in den letzten Jahren immer härter geworden.

«Armut und Elend nehmen zu, und die Menschenhändler können immer unverfrorener und brutaler vorgehen. Deshalb haben wir unsere Aufklärungsarbeit in den Quartieren verstärkt und sagen den Menschen, was die Gefahren illegaler Migration sind.»

«Unantastbare Würde»

Sams hartnäckiges Engagement erhielt von zwei Seiten das Prädikat «beispielhaft». Yves Serra, Präsident der Konzernleitung der Georg Fischer AG, zeigte sich in seiner Laudatio beeindruckt vom starken Ethos des Preisträgers. «Sie sagen: Wir behandeln die Kinder so, als ob sie unsere eigenen wären. Das heisst mit Respekt, Einfühlungsvermögen, Wohlwollen und Fürsorge.»

«Bei Doktor Rith ist unmittelbar einsichtig, wofür er steht.»

Serra betonte, dass die Menschheit den Kindern diese Haltung schulde, und formulierte dies auch als Selbstverpflichtung: «Dass unantastbare Würde und grundlegende Rechte für die Schwächsten unserer Gesellschaft, die Kinder, nicht toter Buchstabe bleibe, sondern lebendige, erfahrbare Wirklichkeit wird, ist auch unsere politische und moralische Pflicht.»

Konkrete Bezüge

Caritas-Direktor Hugo Fasel beleuchtete abschliessend noch einen anderen Aspekt. «Die Entwicklungszusammenarbeit ist umstritten. Unter anderem auch, weil wir zu oft in technokratischen Begriffen wie systemrelevante Verbesserungen davon reden, statt konkret zu erzählen. Bei Doktor Rith ist unmittelbar einsichtig, wofür er steht, und solche Beispiele brauchen wir.»

Programm für missbrauchte und ausgebeutete Kinder der Organisation Damnok Toek | © Oliver Kuhn/Caritas Schweiz
16. Juni 2018 | 10:17
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