Sterbehilfe: Die Spritze fasst das Serum.
International

Portugal will aktive Sterbehilfe legalisieren

Es war keineswegs das zentrale Thema im Wahlkampf. Trotzdem bewegt die geplante Legalisierung aktiver Sterbehilfe viele Portugiesen. Der konservative Amtsinhaber und Favorit ist zwar dagegen. Doch ob das reicht?

Manuel Meyer

Am Sonntag finden in Portugal Präsidentenwahlen statt. Sieben Kandidaten stehen zur Wahl. Favorit ist der konservative Amtsinhaber Marcelo Rebelo de Sousa (72), gefolgt von der Sozialistin Ana Gomes (66) und dem jungen Rechtspopulisten Andre Ventura (38), die sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

Letzte Hoffnung: praktizierender Katholik wird Präsident

Laut jüngsten Umfragen könnte Rebelo de Sousa auf rund 60 Prozent der Stimmen kommen und damit einen klaren Sieg erzielen. Sterbehilfegegner und die katholische Kirche dürften seinen Wahlsieg begrüssen. Denn für viele ist der praktizierende Katholik die letzte Hoffnung, die von den Linksparteien angestrebte Legalisierung aktiver Sterbehilfe noch abzuwenden.

Portugal wäre weltweit sechstes Land

In den kommenden Wochen soll das Gesetz endgültig verabschiedet werden. Damit würde das katholisch geprägte Land mit seinen knapp zehn Millionen Einwohnern nach den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Kanada und Neuseeland das weltweit sechste Land werden, in dem aktive Sterbehilfe und Beihilfe zum Suizid rechtlich erlaubt und straffrei wären.

Die konservative Opposition und die Kirche fordern ein Referendum, um die Gesetzesinitiative zu stoppen. Laut jüngsten Umfragen spricht sich in Portugal tatsächlich nur eine knappe Mehrheit der Bevölkerung von 50,5 Prozent für aktive Sterbehilfe aus. 25,6 Prozent lehnen sie ab; 23,9 Prozent zeigen sich unentschlossen. Die sozialistische Regierung lehnt eine Volksbefragung ab, da die Wähler nur schwer für Referenden zu mobilisieren seien.

Geringe Wahlbeteilung erwartet

So hoffen die Sterbehilfegegner darauf, dass Rebelo de Sousa gewinnt, sein Veto einlegt oder zumindest das Verfassungsgericht anruft. Ob die Rechnung aufgehen würde, ist allerdings unsicher. Im Wahlkampf stehen vor allem der Kampf gegen die Corona-Pandemie und ihre Folgen, das Flüchtlingsproblem sowie die sozialen Ungleichheiten im Mittelpunkt.

In Portugal können seit gut fünf Jahren Patienten mit einer schweren, unheilbaren Krankheit ein sogenanntes Testament ablegen, in dem sie bestimmen, ob sie im Endstadium auf lebenserhaltende Mittel zugreifen wollen oder nicht. Doch diese Form der passiven Sterbehilfe geht den Linksparteien nicht mehr weit genug.

Vieles hängt nun von der Wahlbeteiligung ab. Und um die machen sich die Experten derzeit Sorgen. Viele Portugiesen werden den Urnen aus Angst vor Covid-Ansteckungen fernbleiben. (kna)

Sterbehilfe: Die Spritze fasst das Serum. | © pixabay
22. Januar 2021 | 12:06
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