Eugen Vogel und Dorothee Fischer am Priesterjubiläum 2015
Schweiz

«Pfarrer Vogel hat mit Frauen in der Leitung selbstverständlich zusammengearbeitet»

Pfarrer Eugen Vogel ist mit 96 Jahren gestorben. Seelsorgerin Dorothee Fischer* hat vom früheren Pfarrer von Windisch gelegentlich Tipps für die Pfarreileitung erhalten.

Regula Pfeifer

Was für ein Mensch war Eugen Vogel?

Dorothee Fischer: Er war offen, kontaktfreudig und den Menschen zugewandt. Er lachte viel, war zufrieden, ein froher Mensch. Eugen Vogel liebte den Kontakt zu den Menschen in der Pfarrei und in seiner Nachbarschaft. Auch als Pensionär wirkte er noch häufig als priesterlicher Mitarbeiter. Wann immer möglich nahm er an Gottesdiensten und Festen teil. Als seine Kräfte nachliessen, sass er auch gerne als Gottesdienst-Teilnehmer in einer Kirchenbank.

«Er war Pensionär. Dennoch haben wir gemeinsam Gottesdienste gestaltet.»

Haben Sie mit Pfarrer Eugen Vogel zusammengearbeitet?

Fischer: In seiner aktiven Zeit als Pfarrer nicht. Eugen Vogel hat 1965 bis 1992 als Pfarrer in Windisch gewirkt. Ich bin 2010 als Seelsorgerin zur Pfarrei Windisch gekommen. Da war er bereits Pensionär. Dennoch habe ich einige Gottesdienste und Anlässe mit ihm gemeinsam vorbereitet und gestaltet.

«Alle sagten, er habe sie sehr unterstützt.»

Wie war Eugen Vogel als Pfarrer, haben Sie davon erfahren?

Fischer: Er hatte Vikare und auch Laientheologen unter sich. Alle sagten mir, er habe sie sehr unterstützt, begleitet. Er habe ihnen geholfen, sich zu entfalten. Eugen Vogel hat ausserdem einen grossen Kreis Freiwillige aufgebaut, die in der Pfarrei mitwirkten. Er hat die Ökumene in Windisch aufgebaut und auch in der Jugendarbeit viel bewirkt.

«Er hat mich als zweite Nachfolgerin im Amt begrüsst.»

War er ein Frauenförderer?

Fischer: Er hat Frauen nicht proaktiv gefördert. Einmal hat er in einer Predigt gesagt, er habe lernen müssen, mit Frauen in der Seelsorge zusammen zu arbeiten. Ich finde, er hat mit Frauen in der Seelsorge und in Leitungspositionen ganz selbstverständlich zusammengearbeitet.

Haben Sie das erlebt?

«Mehr als einmal sagte er, sein Traum wäre, dass Frauen bald die Messe feiern könnten.»

Fischer: Ja, als ich als Gemeindeleiterin der Pfarrei Windisch eingesetzt wurde, begrüsste mich Eugen Vogel – mit einem Augenzwinkern, aber doch ernst gemeint – als seine zweite Nachfolgerin im Amt. Und danach beriet er mich gelegentlich in Führungsfragen. Mehr als einmal sagte er in einer Predigt, sein Traum für die Kirche wäre, dass Frauen bald am Altar stehen und die Messe feiern könnten.

Priesterjubiläum von Eugen Vogel (Mitte) mit Dorothee Fischer (links) und Rita Bausch (2. v. r.)
Priesterjubiläum von Eugen Vogel (Mitte) mit Dorothee Fischer (links) und Rita Bausch (2. v. r.)

«Er blieb bis ins hohe Alter technisch am Ball.»

Hatte Eugen Vogel ein besonderes Hobby?

Fischer: Er war technik-affin und fotografierte viel. Bereits als junger Priester zeigte er Dia-Shows seiner Fotos und gestaltete ein Fotobuch. Eugen Vogel blieb bis ins hohe Alter technisch am Ball. Er gestaltete am Computer Flyer und lernte mit Tablet und Handy umgehen. Natürlich hatte er Leute, die ihn dabei unterstützten.

«Ich wünschte, es gäbe mehr solche Priester, wie er es war.»

Was für einen Menschen haben Sie nun verloren?

Fischer: Einen verlässlichen Menschen, der sich sehr für mein Wirken in der Kirche interessierte. Der wissen wollte, wie es im Seelsorgeteam geht und dem ich immer wieder berichten konnte, was mich beruflich gerade bewegte. Er war ein Mensch, der dem Evangelium dienen wollte, nicht irgendwelchen Strukturen. Ich wünschte mir, es gäbe heute mehr solche Priester, wie er es war.

Was war der Todesgrund?

Fischer: Er hat sich nach einem Sturz nicht mehr richtig erholt und ist zu Hause friedlich und ohne Beschwerden verstorben. Es war Fügung, dass ich im Moment seines Sterbens bei ihm war.

*Dorothee Fischer war von 2011 bis 2014 Gemeindeleiterin a.i. der Pfarrei Windisch. Aktuell wirkt sie als Seelsorgerin und Kommunikationsverantwortliche des Pastoralraums Region Brugg-Windisch.

Eugen Vogel und Dorothee Fischer am Priesterjubiläum 2015
19. Januar 2021 | 17:07
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Der Aargauer Priester

Der pensionierte Pfarrer Eugen Vogel ist am 15. Januar verstorben. Das macht eine Todesanzeige in der «Aargauer Zeitung* bekannt, die von Bischof Felix Gmür gezeichnet ist. Eugen Vogel wurde 96 Jahre alt. Am 29. Juni 1950 wurde er in Solothurn zum Priester geweiht. Er feierte seine Primiz in seiner Luzerner Heimatgemeinde Eschholzmatt. 1950 bis 1962 war er Vikar in Aarau und 1962 bis 1965 Pfarrvikar in Brugg. 1965 bis 1992 war er erster Pfarrer der neu gegründeten Pfarrei Windisch. 1974 bis 1983 war er zudem Dekan des Dekanats Brugg. 1992 bis 1999 war er Pfarrer in Wohlenschwil AG. Danach lebte er als pensionierter Pfarrer in Hausen AG.