Peter Zumthor, Architekt.
Schweiz

Peter Zumthor erschafft Räume, «in denen man gerne ist»

Bonn/Haldenstein GR, 26.4.18 (kath.ch) Er hat den wichtigsten Architekturpreis gewonnen, den Pritzker-Preis. Der Schweizer Architekt Peter Zumthor fällt mit seinen Werken nicht wegen Bombasts auf, sondern wegen einer feinen Zurückgenommenheit. Manche sagen: Strenge. Beispiele sind die Therme im bündnerischen Vals, die Benediktskapelle in Sumvitg (Surselva) und die Bruder Klaus Kapelle in der Nähe von Bonn. Am 26. April wird der in Basel geborene Stararchitekt 75 Jahre alt.

Leticia Witte

Zumthors Bauten hätten eine eindrucksvolle Präsenz, erklärte die Jury aus Anlass des Pritzker-Preises 2009. Er werde weltweit für seine konzentrierte und sich treu bleibende Arbeit bewundert. Mit seinem Team entwickle er in seinem Büro in Haldenstein bei Chur Bauten, die unberührt seien von Launen und Moden.

Und: Er akzeptiere nur Projekte, für die er eine tiefe Affinität verspüre. «Ich bin kein Umsetzer», sagte Zumthor einmal im Schweizer Fernsehen SRF. Er begebe sich mit den Bauherren auf einen gemeinsamen Weg – «am Ende wollen sie vielleicht etwas Besseres, als sie vorher wollten».

Im Auftrag des Kölner Kardinals Joachim Meister

Es sei schwierig, wenn ein Projekt scheitere. «Deswegen schaue ich sorgfältig, mit wem ich mich verbinde». Verbunden hat sich Zumthor etwa mit dem Erzbistum Köln, für das er das Kolumba schuf. 2007 wurde es eröffnet. Auftraggeber war der mittlerweile verstorbene Kardinal Joachim Meisner.

Der Neubau bezieht Reste der im Krieg zerstörten spätgotischen Kirche Sankt Kolumba, die 1950 fertiggestellte Kapelle «Madonna in den Trümmern» von Gottfried Böhm sowie die archäologische Ausgrabung (1973-1976) mit ein. Die Kosten: 43,4 Millionen Euro. Das Museum basiert auf der Sammlung des 1853 gegründeten Diözesanmuseums Köln mit Objekten von der Spätantike bis zur Gegenwart.

Niklaus von Flüe

Der vielleicht verblüffendste Bau Zumthors steht abseits der grossen Städte in der Eifel: die Bruder Klaus Kapelle in Mechernich. Der fensterlose, fünfkantige «Betonklotz» mitten in der Landschaft, der auch Kritik auf sich gezogen hatte, hat eine Öffnung in der Spitze. Durch sie dringen mildes Licht, aber auch Regen in den Raum. Das Innere mit seinen ausgeköhlerten Baumstämmen für die zwölf Meter hohe Innenverschalung ist ein starker Kontrast zum Äusseren.

Der zur Einkehr einladende Bau ist Zumthors Landsmann, dem heiligen Einsiedler Niklaus von der Flüe, gewidmet. Der Kontakt mit den Besitzern, der Bauernfamilie Scheidtweiler, begann Ende der 1990er Jahre. Hermann-Josef Scheidtweiler wollte zum Dank für ein langes Leben auf seinem Grund eine Kapelle errichten – Zumthor liess sich quasi für ein «Trinkgeld» darauf ein, wie er einmal in einem Interview andeutete. Bei der Zusammenarbeit habe «alles gepasst».

Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken

2011 erhielt er den Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken: für ein «herausragendes Gesamtwerk im Bereich humanen, nachhaltigen, metaphysisch sensiblen Entwerfens und Bauens». Die Jury erklärte, ihm sei es «in besonderem Masse gelungen, den spirituellen Dimensionen des Bauens Ausdruck zu verleihen».

Niklaus von Flüe war nach Zumthors Worten der Lieblingsheilige seiner Mutter. Kapellen bezeichnete der Architekt einmal als «tolle Bauaufgabe». Sie seien Orte der Andacht, Ruhe und Entspannung. Die Kapelle in der Eifel ist nicht seine einzige: Ende der 1980er Jahre schuf er die Kapelle Sogn Benedetg (Heiliger Benedikt) in Sumvitg im Kanton Graubünden.

Doch nicht immer klappte es mit dem Bauherrn: In Berlin etwa kam es zu jahrelangen Querelen wegen eines Neubaus für die Topographie des Terrors am Ort der früheren NS-Terrorzentrale. Den sollte Zumthor machen. Wegen Kostensteigerungen und anderen Komplikationen wurde der bereits begonnene Bau 2004 gestoppt und am Ende abgerissen.

«Ich habe mich gegenüber widrigen Umständen behauptet und geradlinig meinen Weg verfolgt», sagte der Architekt im März dem «Zeit Magazin». In entscheidenden Momenten wisse die Intuition mehr als der Verstand. Die äussere Erscheinung seiner Bauten könne teils fast abweisend sein – im Inneren hätten sie jedoch einen warmen und emotionalen Kern. «Es ist mir gegeben, dass ich Räume erschaffen kann, die Stimmung und Atmosphäre haben und in denen man gerne ist.» (kna)

Peter Zumthor in der Sternstunde Philosophie von Schweizer Fernsehen SRF (18.06.2017):

Peter Zumthor, Architekt. | © Keystone/Stefan Bohrer
26. April 2018 | 11:27
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