Walter Kasper, emeritierter Kurienkardinal, am 15. Januar 2018 in Rom.
International

Papstgegner wollen nach Meinung von Kardinal Kasper ein neues Konklave

München/Rom, 10.1.19 (kath.ch) Wollen Papstgegner den Missbrauchsskandal nutzen, um Franziskus loszuwerden? Diese Ansicht vertritt jedenfalls der deutsche Kardinal Walter Kasper. Auch der amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke äussert sich zum aktuellen Pontifikat – und verwendet den Begriff der Häresie.

Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche wird nach Meinung des deutschen Kardinals Walter Kasper für eine Diskussion um die Person von Papst Franziskus missbraucht.

«Es gibt schon Leute, die einfach dieses Pontifikat nicht mögen, und die wollen das so schnell wie möglich beenden und wollen sozusagen ein neues Konklave haben», sagte Kasper in einem Beitrag des ARD-Politmagazins «report München» (Dienstag). Diese Papstwahl wollten sie dann so vorbereiten, dass sie in ihrem Sinne ausgehe, so Kasper.

Politik der Spaltung

Auch die Irin Marie Collins, die Beraterin in der päpstlichen Kinderschutzkommission war, wirft Gegnern von Franziskus in dem Fernsehbeitrag vor, das Thema Missbrauch zu instrumentalisieren. Opfer wie sie und die Kommission seien als günstige Gelegenheit betrachtet worden, die Initiativen des Papstes zu torpedieren. «Es war also eine Art Politik der Spaltung. Die Sicherheit der Kinder spielte keine Rolle», so Collins, die von ihrem Amt vor knapp zwei Jahren zurücktrat.

Gleichzeitig warf sie dem Papst vor, zu wenig gegen Missbrauch zu tun. Die Kommission habe ihm Vorschläge unterbreitet. Er habe sie genehmigt, aber deren Umsetzung nicht kontrolliert.

Für Kardinal Burke stiftet der Papst Verwirrung

Der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke dagegen beschuldigt Franziskus, Verwirrung zu stiften. Einen Rücktritt des Papstes will Burke in dem Beitrag nicht fordern. Es treffe aber zu, dass aus Sicht früherer Theologen ein Papst, der von seinem Amt vor allem in dogmatischer Hinsicht von der Kirchenlehre abweiche, «sich also der Häresie schuldig macht, automatisch aufhört, Papst zu sein».

Burke ist einer der vier sogenannten «Dubia»-Kardinäle. Zusammen mit Walter Brandmüller und den inzwischen verstorbenen Joachim Meisner und Carlo Caffarra verfasste er im Sommer 2016 kritische Anfragen («Dubia») an Franziskus zu dessen Schreiben «Amoris laetitia» über Ehe und Familie.

Walter Kasper ist emeritierter Kurienkardinal und nahm an den Wahlen von Papst Benedikt 2005 und Papst Franziskus 2013 teil. Er war bis 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Sein Nachfolger in diesem Amt ist der frühere Bischof von Basel, Kurt Koch. (kna)

Walter Kasper, emeritierter Kurienkardinal, am 15. Januar 2018 in Rom. | © zVg
10. Januar 2019 | 09:40
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Marx plädiert für Fortbestand des Kardinalsrates

Der deutsche Kardinal Reinhard Marx (65), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied des Kardinalsrates, rechnet damit, als Papstberater noch länger gebraucht zu werden. «Ich habe den Eindruck, dass die Gruppe, die der Papst viermal im Jahr einberuft, ihm gut tut», sagte Marx im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in München. Auch bleibe für ihn selbst als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates «noch einiges zu tun».

Franziskus hatte aus dem ursprünglich neun Mitglieder zählenden Gremium vor Weihnachten drei Kardinäle entlassen. Im Entwurf des Kardinalsrates für das endgültige Dokument zur Kurienreform werde das Gremium jedenfalls erwähnt. «Der Papst hat es selbst in der Hand, wie er das am Ende ausfüllt.» Marx meinte rückblickend, im Kardinalsrat sei lange über die Reformvorschläge diskutiert worden, «vielleicht zu lange». (kna)