Papstbesuch in Sarajevo: Muslime und Katholiken gespannt auf Franziskus

Sarajevo, 2.2.2015 (kath.ch) Hocherfreut hat die katholische Kirche von Bosnien-Herzegowina auf die überraschende Ankündigung des Papstes vom Sonntag reagiert, er wolle am 6. Juni Sarajevo besuchen: «Für die Kirche und für das ganze Land» werde dieser Tag ein Meilenstein auf dem Weg zur Festigung des Friedens sein, erklärte der Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, am Montag in einer spontan einberufenen Pressekonferenz in Sarajevo.

Eckpunkte der Ein-Tages-Visite seien ein Gottesdienst, Treffen mit den Bischöfen, ein Besuch bei Präsident Bakir Izetbegovic und eine Begegnung mit Vertretern der im Land aktiven Religionsgemeinschaften, kündigte Kardinal Puljic laut regionalen Medien an.

Die Vorbereitungen auf den Besuch würden ab nun auf Hochtouren laufen, wobei die Kirche auf gute Zusammenarbeit mit den Behörden hoffe; schliesslich komme der Papst nicht nur auf Einladung der Kirche, sondern auch des Präsidenten von Bosnien-Herzegowina, so der Kardinal.

Wie es der Linie des Papstes entspreche, werde er auch bei dieser Reise sein Augenmerk besonders auf Arme und Benachteiligte legen. Puljic: «Und fast jeder in Bosnien-Herzegowina ist arm.» Angesichts der «Lethargie und Depression», in dem sich das vom Bürgerkrieg vor 20 Jahren gezeichnete Land befinde, sei die Kurzreise genau jene Ermutigung, die die Bevölkerung nun brauche.

Selbst Muslime gespannt

Der Sarajevo-Besuch werde eine Begegnung mit Kriegsopfern sein – mit «Wunden physischer, psychischer und wirtschaftlicher Art», betonte der apostolische Nuntius in Bosnien-Herzegowina, Erzbischof Luigi Pezzuto. Der politische Stillstand habe Bosnien-Herzegowina zu einem der ärmsten Länder Europas gemacht, so Pezzuto mit einem Verweis auf die 40-prozentige Arbeitslosigkeit der Bevölkerung; viele lebten unter dem Einkommensminimum.

Der Papst komme laut dem Nuntius «als Hirte» und leiste mit seinem Kommen einen wichtigen Beitrag zur Friedensfindung im Land, zwei Jahrzehnte nach dem Dayton-Abkommen, mit dem viele der Konflikte nach der Auflösung Jugoslawiens gewissermassen «eingefroren» worden seien. Selbst auf Seiten der Muslime im Land werde der Besuch deshalb mit Spannung erwartet. (kap)

2. Februar 2015 | 16:15
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