Kondom-Aktion "Schütze deinen Nächsten wie dich selbst" von Luzerns katholischer Kirche
Vatikan

Papst: Lockerung des Kondomverbots derzeit nicht aktuell

Bangui, 1.12.15 (kath.ch) Für Papst Franziskus steht ein Überdenken des kirchlichen Kondom-Verbots angesichts der Immunschwächekrankheit Aids derzeit nicht auf der Tagesordnung. Zugleich deutete er während des Rückflugs von seiner Afrika-Reise am Montag, 30. November, vor Journalisten einen gewissen Ermessensspielraum in dieser Frage an.

Die kirchliche Moral stehe hier vor einem Dilemma, so der Papst. Sie müsse zwischen dem Schutz des Lebens und der Offenheit von Sexualität für die Zeugung von Kindern abwägen, «entweder das fünfte oder das sechste Gebot».

Das eigentliche Problem in Afrika seien jedoch Unterernährung, Sklavenarbeit, Mangel an Trinkwasser, soziale Ungerechtigkeit und Kriege. Franziskus antwortete damit auf die Frage eines Journalisten, ob es angesichts der nach wie vor grossen Zahl von Aids-Toten in Afrika Zeit für eine Lockerung des Kondomverbots sei. Zum Kondom-Verbot direkt äusserte sich der Papst nicht.

Kasuistische Fragen

Ihm gefalle es nicht, sich mit «derart kasuistischen» Fragen und Überlegungen zu beschäftigen, sagte Franziskus weiter. Das erinnere ihn an die Frage, ob es erlaubt sei am Sabbat zu heilen, die Jesus einst gestellt worden sei. Es sei verpflichtend zu heilen, betonte der Papst. Aber erst wenn alle von den «Krankheiten, die der Mensch macht», geheilt seien und «es keine Ungerechtigkeit mehr in dieser Welt gibt, können wir über den Sabbat reden».

Papst Franziskus besuchte im Rahmen seiner Afrika-Reise unter anderem Uganda. Das ostafrikanische Land hat eine der höchsten Aids-Raten weltweit. In Uganda traf er mit einer aidskranken Frau zusammen, äusserte sich jedoch nur kurz zu dem Thema.

Die Benutzung künstlicher Verhütungsmittel ist nach katholischer Lehre untersagt. Papst Paul VI. (1963-1978) sprach das Verbot 1968 in seiner Enzyklika «Humanae Vitae» aus. Diese Entscheidung ist bis heute auch innerkirchlich umstritten. Bereits Benedikt XVI. hatte in einem 2010 erschienenen Interview-Buch mit Blick auf Aids gesagt, dass eine Verwendung von Kondomen in begründeten Einzelfällen das kleinere Übel sein könne. (cic)

Kondom-Aktion «Schütze deinen Nächsten wie dich selbst» von Luzerns katholischer Kirche | © Georges Scherrer
1. Dezember 2015 | 08:08
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