Polen ist ein tief katholisches Land. Gläubige jubeln Papst Franziskus beim Besuch im Paulinerkloster in Tschenstochau zu.
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Papst besucht Tschenstochau, die «geistliche Hauptstadt» Polens

Tschenstochau, 28.7.16 (kath.ch) Papst Franziskus hat am zweiten Tag seiner Polenreise den Marienwallfahrtsort Tschenstochau (Czestochowa) besucht. Dort feierte er mit Teilnehmern des Weltjugendtags und anderen Gläubigen eine Messe unter freiem Himmel. An dem Gottesdienst nahmen auch Polens Staatspräsident Andrzej Duda und Ministerpräsidentin Beata Szydlo teil.

In seiner Predigt rief Franziskus dazu auf, «über das Unrecht und die Verwundungen der Vergangenheit hinauszugehen». Aufgabe der Kirche sei es, den Menschen zuzuhören, sich einzubringen und Freuden und Mühen der Leute zu teilen.

Offenbarung geschieht im Kleinen

Den jährlich von Millionen Pilgern besuchten Wallfahrtsort mit der «Schwarzen Madonna» nannte der Papst die «geistliche Hauptstadt» Polens. Die Muttergottes beschrieb er in seiner Predigt als Vorbild an Demut und Verfügbarkeit für Gott. Dagegen sei es «in tragischer Weise menschlich und eine grosse Versuchung», von Macht und Grösse angezogen zu sein.

Die Offenbarung Gottes geschehe «immer im Kleinen», sagte der Papst. So habe Jesus auf ein politisches Eingreifen gegen die römische Herrschaft verzichtet. Zur Zeit der Geburt Jesu sei weder die Menschheit dafür besonders bereit gewesen, noch habe eine Phase der Stabilität und des Friedens geherrscht. Gott rette, indem er «klein, nah und konkret» werde. Die Zeitenwende unter Christus nütze wenig, wenn sie nur ein Datum der Geschichte bleibe, so der Papst. Christen müssten einen «inneren Übergang» vollziehen.

Grosses Sicherheitsaufgebot

Mit Blick auf die 1050-jährige Geschichte seit der Christianisierung Polens rühmte Franziskus die «Märtyrer, die die wehrlose Kraft des Evangeliums haben aufleuchten lassen». Weiter erinnerte er an «die sanften und starken Verkünder der Barmherzigkeit wie der heilige Johannes Paul II. und die heilige Faustina».

Die Rundfahrt des Papstes unter den Zehntausenden Teilnehmern war von einem ungewöhnlich starken Aufgebot an Sicherheitskräften begleitet. Franziskus selbst benutzte wie üblich einen offenen Wagen, der lediglich mit einem Glasdach als Regenschutz ausgestattet war.

Anders als vorgesehen legte Franziskus die etwa 140 Kilometer lange Strecke von Krakau zu dem nordwestlich gelegenen Pilgerort im Auto zurück. Als Grund für den Verzicht auf einen Hubschrauber nannten die Organisatoren schlechte Witterungsverhältnisse.

Schrecksekunde nach einem Sturz

Bei der Feier einer Messe unter freiem Himmel im Marienwallfahrtsort Tschenstochau ist Papst Franziskus am Donnerstag auf dem Podium gestürzt. Franziskus fiel plötzlich hin, als er mit dem Weihrauchfass in der Hand auf ein Gnadenbild der «Schwarzen Madonna» zulief, das auf dem Podium aufgestellt war. Anscheinend hatte er eine Stufe verfehlt oder war in eine Vertiefung  getreten.

Erst nach mehreren Sekunden konnte der Papst mit Unterstützung mehrerer zu Hilfe geeilter Begleiter wieder aufstehen. Danach setzte das 79-jährige Kirchenoberhaupt seinen Weg äusserlich unbewegt fort und zelebrierte die Messe. Ein Vatikansprecher sagte nach dem Vorfall, dem Papst gehe es gut. (cic/kna)

Polen ist ein tief katholisches Land. Gläubige jubeln Papst Franziskus beim Besuch im Paulinerkloster in Tschenstochau zu. | © KNA | © KNA
28. Juli 2016 | 13:55
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«Schwarze Madonna» – Symbol eines bedrohten Polen

Das im Verwaltungsbezirk Schlesien gelegene Tschenstochau ist der meistbesuchte von rund 500 Pilgerorten Polens. Dort wird auf dem Hügel Jasna Gora die «Schwarze Madonna» verehrt, eine Ikone byzantinischen Ursprungs. Mit seiner wechselhaften Geschichte gilt das Bild als Symbol für das immer wieder eroberte und bedrohte Polen. Das Kloster, das die Madonna aufbewahrt, wird jährlich von rund drei Millionen Pilgern aus aller Welt besucht.

Vor der Messe besuchte Franziskus im Beisein von rund 300 Ordenspriestern die Wallfahrtskapelle, um vor der als wundertätig verehrten Marienikone zu beten. Zum Abschluss schenkte er dem Gnadenbild eine Goldene Rose, eine besondere päpstliche Auszeichnung für Marienheiligtümer. Diese Geste hatte in Tschenstochau zuletzt Johannes Paul II. 1979 vollzogen. Bei der Messe benutzte Franziskus den Kreuzstab seines polnischen Vorvorgängers Johannes Paul II. (1978-2005). (cic)