Juan Barros vor dem Gottesdienst mit Papst Franziskus im Januar 2018 auf dem Flughafen Maquehue (Chile)
Vatikan

Papst beruft Bischofstreffen wegen Missbrauchs ein

Rom, 12.4.18 (kath.ch) Papst Franziskus hat die Bischöfe Chiles nach Rom gerufen, um mit ihnen über die Konsequenzen für die katholische Kirche aus einer Missbrauchskrise zu beraten. Die Protokolle eines Teams von Sonderermittlern hätten in ihm «Schmerz und Scham» ausgelöst, erklärte das Kirchenoberhaupt in einem am Mittwoch in Rom und in Chile zeitgleich veröffentlichten Schreiben an die Chilenische Bischofskonferenz. Ein Termin steht noch nicht fest.

In dem Brief dankte Franziskus Charles Scicluna, dem Erzbischof von Malta, und dem spanischen Priester Jordi Bertomeu Farnos, einem Rechtsexperten der Glaubenskongregation, für ihre «immense Arbeit». Beide hätten sowohl in New York als auch in Santiago de Chile 64 Zeugen angehört und die Ergebnisse in einem 2300 Seiten umfassenden Bericht festgehalten. Die beiden Ermittler seien erschüttert gewesen angesichts von so viel Schmerz. Besonders schockierend seien die Berichte über den Missbrauch Minderjähriger «durch mehrere Geistliche Eures Landes», so der Papst in dem Schreiben an die Bischöfe Chiles.

Glaubwürdige Aussagen

Er halte die Zeugenaussagen für glaubwürdig, so Franziskus. Zugleich räumte er eigene schwerwiegende Fehler bei der Beurteilung der Situation ein. Dafür sei ein Mangel an wahrheitsgemässen und ausgewogenen Informationen verantwortlich gewesen. «Ich bitte um Vergebung bei allen, die ich verletzt habe», so der Papst wörtlich. Er sei jedoch überzeugt, dass die gegenwärtigen Probleme auch eine Chance seien, «das Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen».

Bischof scheint Täter gedeckt zu haben

Die Chile-Reise des Papstes im Januar war überschattet von einer Kontroverse über den Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Kleriker. Die Debatte konzentrierte sich besonders auf Bischof Juan Barros, Leiter der südchilenischen Diözese Osorno. Barros wird beschuldigt, von sexuellen Vergehen des Priesters Fernando Karadima gewusst zu haben. Der heute 87-jährige Karadima, einst einer der prominentesten Geistlichen Chiles, wurde 2011 wegen Missbrauchs verurteilt. Barros zählte zu seinem geistlichen Schülerkreis.

Franziskus selbst in der Kritik

Der Papst ernannte Militärbischof Barros Anfang 2015 zum Oberhirten von Osorno. Dadurch geriet auch Franziskus selbst in die Kritik. Die Debatte über Barros und dessen Auftritte bei Veranstaltungen mit dem Papst begleitete den jüngsten Aufenthalt von Franziskus in Chile. Damals nahm das Kirchenoberhaupt den beschuldigten Geistlichen in Schutz: Es gebe «keinen einzigen Beweis» gegen ihn, sagte der Papst. Im März entsandte er die Ermittler nach Chile und in die Vereinigten Staaten. (cic)

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Juan Barros vor dem Gottesdienst mit Papst Franziskus im Januar 2018 auf dem Flughafen Maquehue (Chile)
12. April 2018 | 09:00
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