Osterkollekte der reformierten Kirchen gehen an ehemalige Verdingkinder

Bern, 24.03.2015 (kath.ch) Die Osterkollekte der reformierten Kirchen fliesst dieses Jahr in den Soforthilfefonds für ehemalige Verdingkinder. Die Geste sei ein Schritt zur Aufarbeitung der Geschichte, schrieb der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) am Dienstag. Der Soforthilfefonds unterstützt betagte Betroffene, die in eine finanziell schwierige Lage geraten sind.

Der vom Bund errichtete Fonds sei keine Entschädigung für erlittenes Unrecht, so die Mitteilung des SEK, sondern eine Geste der Solidarität gegenüber den Betroffenen, die heute in einem vorgerückten Alter sind und rasche finanzielle Hilfe benötigten.

Die Geste der Solidarität sei ein erster Schritt zur historischen Aufarbeitung der Rolle der Kirchen in jener Zeit, schreibt die SEK weiter. Dabei werde auch die Funktion der damaligen kirchlichen Verantwortungsträger zu beleuchten sein. Zwar existieren positive Vorbilder wie das des Pfarrers Albert Wild, der bereits 1907 in seinem Buch die Missbräuche anprangerte, doch andere Vertreter der damaligen Pfarrschaft spielten eine weniger erfreuliche Rolle.

Jahrzehntelang, bis 1981, wurden in der Schweiz Zehntausende von Kindern und jungen Erwachsenen aus wirtschaftlichen, sozialen oder moralisch-sittlichen Gründen in Fremdfamilien oder Heimen platziert und sogar in Gefängnisse gesteckt. Unzählige Kinder wurden misshandelt und leiden heute noch unter den Folgen. Man bezeichnet sie als «Verdingkinder».

Lange Zeit verschloss die Schweiz ihre Augen vor dieser Tatsache. Doch seit zwei Jahren ist Bewegung in die Sache gekommen, unter anderem dank des Runden Tisches, den Bundesrätin Simonetta Sommaruga 2013 einsetzte. An ihm wirken ehemalige Verdingkinder, Vertreter der Behörden und Sozialinstitutionen sowie Delegierte der Kirchen und des Bauernverbandes mit. Nun hat das Gremium einen Soforthilfefonds eingerichtet für betagte Betroffene, die sich in einer finanziell schwierigen Lage befinden. (com/rp)

Link: Schweiz aktuell 2008 über ehemaliges Verdingkind Elisabeth Götz

 

 

 

 

 

24. März 2015 | 19:01
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