Kerzenlichter in einer Kirche
International

Notfallseelsorger: Angehörige in geschützte Räume bringen

Köln, 25.3.15 (kath.ch) Die Hinterbliebenen von Katastrophenopfern reagieren nach den Worten des Notfallseelsorgers Joachim Wittchen sehr unterschiedlich auf den plötzlichen Tod ihrer Familienangehörigen. Abhängig sei dies von der «Grundstabilität eines Menschen», sagte er am Mittwoch, 25. März, im Deutschlandfunk. Manche Betroffene durchliefen die ersten Trauerphasen innerhalb eines Tages, «bei anderen kann es durchaus mehrere Tage dauern».

Wichtig sei, die Menschen zunächst in geschützte Räume zu bringen, sagte der Leiter der Notfallseelsorge der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover. Dort könne man mit ihnen in Kontakt kommen, ihnen zeigen, dass sie nicht allein stünden, und ihnen Nähe und Geborgenheit vermitteln. Dort könnten auch Emotionen zugelassen werden. Es gehe zudem darum, «die Leute im Blick zu haben, um sie gegebenenfalls vor Schaden und vor einer Selbstgefährdung zu bewahren», ergänzte der Seelsorger.

Das Schweigen aushalten

Nach den Worten des Notfallseelsorgers reagieren die Angehörigen der Opfer zunächst schockiert und fassungslos auf die Todesnachricht. Aus Sicht von Fachleuten gehe es in dieser Phase darum, «dass man mit den Betroffenen zusammen auch erst mal Schweigen aushalten kann». Die Menschen reagierten oft dankbar, dass jemand für sie da sei, sagte Wittchen. Danach folge eine sogenannte Stabilisierungsphase und schliesslich eine Orientierungsphase. Hier gehe es darum, für die Menschen «einen Kontakt zur Realität herzustellen», Beobachtungen und Gefühle einzuordnen und dafür eine Sprache zu finden.

Die Germanwings-Maschine war am Dienstag auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen abgestürzt. Dabei kamen vermutlich alle 150 Menschen an Bord ums Leben, unter ihnen 67 Deutsche. Das Unglück hat europaweit Ensetzen ausgelöst. Die Ursache für den Absturz ist bisher unklar. (kna)

Interview mit dem reformierten Flughafenpfarrer von Kloten.

Kerzenlichter in einer Kirche | © Georges Scherrer
25. März 2015 | 11:34
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