Nicolas Betticher
Namenstag

Nicolas Betticher: Ich heisse Nicolas, weil…

Religion und Politik: Das sind die zwei grossen Leidenschaften von Nicolas Betticher (61). Sie passen gut zu seinem Namenspatron, Bruder Klaus. Vor 75 Jahren hat der Vatikan den Gedenktag des Heiligen Bruder Klaus auf den 25. September festgelegt.

Raphael Rauch

Warum haben Sie Ihre Eltern Nicolas genannt?

Nicolas Betticher*: Als überzeugte Schweizer haben meine Eltern den Namen des Landespatrons gewählt. Bruder Klaus sollte mich schützen und mich auch in meinem Werdegang begleiten. Interessant ist, dass ich mich von ihm auch inspirieren liess: Politik, der liebe Gott und seine Kirche – das ist ein schönes Programm, auch für mich. Anders als Bruder Klaus habe ich nicht geheiratet und habe auch keine Kinder. Dafür habe ich eine Pfarrei mit vielen Familien und Kindern – das ist auch sehr schön. Ich lebe in keiner Schlucht und schlafe nicht auf einem Brett. Dazu bin ich nicht berufen (lacht).

Nicolas Betticher war bis 2011 Generalvikar des Bistums LGF.
Nicolas Betticher war bis 2011 Generalvikar des Bistums LGF.

Gefällt Ihnen Ihr Name – und warum?

Betticher: Nicolas ist ein schöner Name und ich danke meinen Eltern dafür. Er erinnert mich an den Comic «Le Petit Nicolas». Der kleine Nick kann Dummheiten begehen, ohne dass er dafür bestraft wird. Er musste auch als Entschuldigung für meine Dummheiten herhalten. Ich habe immer wieder gesagt: Der kleine Nick hat es auch getan und alle haben ihn gern….

Haben Sie einen Spitznamen?

Betticher: Ja, Nic.

Wie hätten Sie geheissen, wenn Sie ein Mädchen geworden wären?

Betticher: Ganz einfach: Nicole.

Bruder Klaus in Einsiedeln.
Bruder Klaus in Einsiedeln.

Nicolas geht aufs Altgriechische zurück: «nike» bedeutet Sieg, «laos» Volk. Wie finden Sie die etymologische Bedeutung Ihres Namens?

Betticher: Ich mag die griechische Mythologie – Helden und Siege aller Art. Aber in meinem Leben sollen die Siege anders ausschauen: Das Kreuz soll siegen! Im Schwachen ist man stark. Das ist ein grosses Wort. Wenn wir ehrlich versuchen, das umzusetzen, dann sehen wir, dass es nicht so einfach ist. Aber so bereichernd.

«Ich lasse gerne die Liebe Gottes siegen.»

«Nomen est omen» – was bedeutet das mit Blick auf Ihren Namen?

Betticher: Ich weiss es nicht so recht. Ich möchte lieber kein Sieger sein im griechischen Wortverständnis. Ich lasse gerne die Liebe Gottes siegen. Dann heisst es nämlich: Liebe ausgiessen über das Ungute. Dann wird es gut. Es funktioniert. Davon bin ich überzeugt.

Statue des Mystikers Niklaus von Flüe in seinem Geburtshaus in Flüeli-Ranft.
Statue des Mystikers Niklaus von Flüe in seinem Geburtshaus in Flüeli-Ranft.

Was verbinden Sie mit Bruder Klaus?

Betticher: Ganz viele Erlebnisse! Zum Beispiel an die Ministrantenwallfahrt. Im Ranft herrscht Stille aus Respekt vor diesem Mann, der mit dem Einverständnis seiner Frau Dorothea seine Ehefrau und seine zehn Kinder verliess, um Gott zu folgen. Was für eine Berufung – für Niklaus und für Dorothea!

Papst Johannes Paul II. (r.) wird nach der Landung in Flüeli-Ranft vom Churer Bischof Johannes Vonderach empfangen, 14. Juni 1984.
Papst Johannes Paul II. (r.) wird nach der Landung in Flüeli-Ranft vom Churer Bischof Johannes Vonderach empfangen, 14. Juni 1984.

Und was verbinden Sie noch mit dem Schweizer Nationalheiligen?

Betticher: Ich denke immer gerne an den Friedensappell von Papst Johannes Paul II., der im Jahr 1984 eine Predigt im Ranft hielt: «Ihr Schweizer habt euch immer, wie Bruder Klaus, für die Neutralität entschieden. Eine Neutralität, die den Frieden sucht, überall! Zuerst in unserem eigenen Herzen.»

Heute diskutieren wir die Frage der Neutralität unter anderen Vorzeichen. Die Schweiz trägt die Sanktionen gegen Russland mit. Sind wir deshalb noch neutral? Ja! Denn Neutralität muss kooperativ sein und sich für den Frieden einsetzen. 

Sehnsucht nach Frieden in Bern-Bümpliz.
Sehnsucht nach Frieden in Bern-Bümpliz.

In der Ukraine ist kein Friede in Sicht. Was hat uns der Friedensfürst Bruder Klaus zu sagen?

Betticher: Solange es um Macht geht, wird nichts Gutes herauskommen. Dennoch müssen wir die Situation geopolitisch betrachten. Wir Europäerinnen und Europäer tragen eine Mitschuld am Geschehen. Wir haben seit Jahrzehnten nichts getan, um den Frieden in und um die Ukraine zu fördern. Präsident Obama hatte bei der Annexion der Krim andere Prioritäten. Traurig und verheerend ist auch die Position der russisch-orthodoxen Kirche.

Putin und Kyrill im November 2021.
Putin und Kyrill im November 2021.

Aber es ist nie zu spät. Alle Religionen sollten einen Beitrag zum Frieden leisten. Ich denke etwa an das Treffen der Weltreligionen in Kasachstan zurück. Die Religionen haben immenses Potential, um den Frieden weltweit zu fördern. Es muss einfach jemand aufstehen und es versuchen. Papst Franziskus hat hier beispielhaft mitgewirkt. 

Wie feiert man in Freiburg Namenstag?

Betticher: Mit einem guten Kuchen zum Nachtisch.

* Nicolas Betticher (61) stammt aus Freiburg und ist Pfarrer von Bruder Klaus in Bern. 

Von 1995 bis 2000 war er Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz. Danach war der CVP-Politiker ein halbes Jahr Mitarbeiter von Bundesrätin Ruth Metzler. Im Juli 2001 wurde der Laientheologe Kanzler des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg. 2007 wurde er zum Priester geweiht und Offizial. 2009 ernannte ihn Bischof Bernard Genoud zum Generalvikar.

Nach Genouds Tod begann Bettichers Stern zu sinken. Charles Morerod wollte nicht mit Betticher zusammenarbeiten. Betticher ging nach Bern als Sekretär der Nuntiatur und war als Priester im Pastoralraum Bern tätig. Seit 2015 ist er Pfarrer und Pfarreileiter von Bruder Klaus in Bern. Seit Ende 2020 ist er im Bistum Basel inkardiniert.


Nicolas Betticher | © Raphael Rauch
25. September 2022 | 05:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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