NGO's: Blatter soll Sklavenarbeit verhindern

Bern/Zürich, 29.5.15 (kath.ch) Sklavenarbeit, Korruption, Steuervorteile – NGO’s prangern die Fifa und deren Präsidenten Sepp Blatter an. Sie fordern einen stärkeren Einsatz der Fifa für Menschenrechte und die Einführung eines Nachhaltigkeitskodex bei Weltmeisterschaften.

Obschon die Fifa derzeit im Scheinwerferlicht steht, dürfe das nicht über die Missstände dieser Organisation hinwegtäuschen, schreiben Alliance Sud und Solidar Suisse einer gemeinsamen Mitteilung vom 29. Mai. Peter Niggli, Geschäftsführer von Alliance Sud, erläuterte diese Aussage gegenüber kath.ch: «Wenn Blatter nochmals gewählt wird, soll er es zu einer Priorität der Fifa machen, dass bei den Bauten und Gastronomiebetrieben für Fussballgrossereignisse die Menschenrechte respektiert werden.» Konkret nannte er die Anstellungsbedingungen der Migrationsarbeiter, die bei den Vorbereitungen zur WM 2022 in Katar wie Sklavenarbeiter behandelt würden.

Gleiches fordert auch Amnesty International Schweiz, wie deren Mediensprecherin Alexandra Karle gegenüber kath.ch sagte: «Die Arbeitsmigranten aus den umliegenden asiatischen Ländern werden wie Sklaven gehalten. Sie müssen beispielsweise ihren Pass bei Arbeitsantritt abgeben und bekommen oft lange Zeit keinen Lohn ausbezahlt», so Karle weiter. Dieses System werde «Kafala» (Sponsorengesetz) genannt, weil die Arbeitgeber (»Sponsoren») nahezu völlige Kontrolle über ihre Beschäftigten ausübten. Sie entschieden beispielsweise darüber, ob die Arbeitsmigranten sich in Katar aufhalten, ihren Arbeitsplatz wechseln oder das Land verlassen dürften, schreibt Amnesty auf seiner Homepage.

Zwar habe die Fifa schon dafür gesorgt, dass sich die Arbeitsbedingungen auf den fifa-eigenen Baustellen gebessert hätten, so Karle, «aber sie könnte auf die katarische Regierung Druck ausüben, sodass das Kafala-System abgeschafft wird».

Steuervorteile und Bestechung

Alliance Sud und Solidar Suisse zählen in ihrer Mitteilung weitere Misstände auf: Die Organisation geniesse beispielsweise beträchtliche Steuervorteile, «und es liegt auf der Hand, dass ihre Funktionäre von der Intransparenz des hiesigen Finanzplatzes profitieren», so die Mitteilung. Als Verein profitiere die Fifa in der Schweiz trotz Milliardengewinnen von deutlich tieferen Steuersätzen als gewinnorientierte Unternehmen.

Attraktiv sei für die Fifa zudem, dass in der Schweiz «die Bestechung von Privatpersonen noch immer nicht als Offizialdelikt gilt». Noch im April habe die Rechtskommission des Ständerates vorgeschlagen, dass dieses Delikt nur «in gravierenden Fällen» von Amtes wegen verfolgt werden solle. Ausserdem erschwere die Intransparenz der internationalen Finanzflüsse die Aufdeckung von Korruptionsfällen. «Der automatische Informationsaustausch über Bankkonten könnte hier Abhilfe schaffen», sind Alliance Sud und Solidar Suisse der Meinung.

Aktuelle Korruptionefälle

Die oben geschilderten Menschenrechtsverletzungen und die aktuell diskutierte Korruption von Top-Verantwortlichen der Fifa seien «Symptome einer durchwegs verfehlten Entwicklung», so Alliance Sud und Solidar Suisse in ihrer Mitteilung. Gegenüber kath.ch gab Geschäftsführer Niggli seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich der Druck auf die Fifa durch den aktuellen Imageskandal erhöht. «Wenn man jetzt die ganzen Korruptionsvorwürfe sieht, dann kann man sich fragen, ob die Leute, mit denen die Fifa zusammenarbeitet, tatsächlich geeignet sind, in ihrem Land den Sport zu fördern oder ob sie das eher als ihr eigenes Geschäft betrachten», sagte Niggli in einem Gespräch mit Radio SRF2 (29. Mai), in dem es um die Gelder ging, welche die Fifa-Mitgliederländer zum Bau von Fussballplätzen und –Stadien erhalten.

Alliance Sud und Solidar Suisse fordern die Fifa auf, einen Nachhaltigkeitskodex einzuführen, «um in Zukunft faire und sozial gerechte Weltmeisterschaften zu garantieren». Der Kodex beinhalte «die Verschärfung der Anforderungen bei den Bewerbungen, die Definition von transparenten und strengen sozialen Kriterien für die Vergabe der WM sowie die Einführung von strikten Kontroll- und Sanktionsmechanismen», schreiben die beiden Hilfswerke. (sys)

29. Mai 2015 | 14:59
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