Chanukka-Leuchter
International

New York: Messerangriff auf jüdische Chanukka-Feier

Im Bundesstaat New York hat ein Mann während einer Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka mehrere Menschen mit einem Messer verletzt.

Inga Kilian

Lokalen Medienberichten zufolge stürmte der mutmassliche Täter am Samstagabend (Ortszeit) das Haus eines Rabbiners in der Ortschaft Monsey etwa 40 Kilometer nördlich von New York und stach dort auf die Gäste ein. Nach Angaben der jüdischen Organisation Orthodox Jewish Public Affairs Council (OJPAC) wurden bei dem Angriff fünf Menschen verletzt.

Langes Messer

Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf einen Augenzeugen, der Angreifer habe ein Messer «so lang wie ein Besenstiel» bei sich gehabt und damit auf die Anwesenden eingestochen. Niemand habe Zeit gehabt, zu reagieren. Anschliessend sei der Mann geflohen und habe versucht, in die benachbarte Synagoge einzudringen. Dort habe man die Schreie aus dem Haus des Rabbiners jedoch offenbar bereits zuvor gehört und die Tür verschlossen. Daraufhin habe der mutmassliche Täter die Flucht ergriffen.

Die örtliche Polizei teilte auf Twitter mit, der Mann sei gegen Mitternacht gefasst worden und werde nun vernommen. Zum Motiv des Festgenommenen wurden bislang keine Angaben gemacht.

«Feige und verabscheuungswürdige Tat»

Der Angriff sorgte für entsetzte Reaktionen. Der Gouverneur des Bundesstaats New York, Andrew Cuomo, sprach auf Twitter von einer «feigen und verabscheuungswürdigen Tat» und kündigte an, den Täter zur Verantwortung zu ziehen. Die für Hasskriminalität zuständige Einheit der Staatspolizei werde mit den Ermittlungen beauftragt.

Die Justizministerin des Bundesstaats, Letitia James, zeigte sich «zutiefst verstört» und betonte, es gebe «Null Toleranz» für derartige Hassverbrechen. Der jüdischen Gemeinschaft sicherte sie ihre Solidarität zu.

Zunahme antisemitischer Vorfälle

Das Internationale Auschwitz Komitee reagierte mit «Trauer und Entsetzen» auf die Messerattacke. «Offensichtlich hat die Welt nicht die Kraft oder den Willen, dem aus verschiedenen Quellen immer intensiver aufflammenden Hass des Antisemitismus’ entgegenzutreten und ihn zu verhindern», sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, am Sonntag. Der Vorfall sowie die massive Zunahme antisemitischer Vorfälle in vielen Ländern Europas zeigten, «wie in der Welt mittlerweile alltägliches jüdisches Leben erneut mit Hass und Gewalt überzogen wird».

Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, äusserte sich zutiefst besorgt. «Es ist entsetzlich zu erleben, dass Antisemitismus und Hass auf Juden noch nicht mal mehr vor der Wohnungstür haltmacht», sagte er am Sonntag. Die Tat reihe sich ein in «eine beispiellose Serie von antisemitischen Attacken, die nicht nur in Europa, sondern mittlerweile auch in den USA grassieren». Allein in dieser Woche habe das New York Police Department (NYPD) neun antisemitische Straftaten registriert, das Attentat von Monsey noch nicht eingeschlossen.

Wenig Sicherheitsvorkehrungen in dem USA

Im Gegensatz zu europäischen Synagogen, die «wie Festungen gesichert» seien, gebe es in den USA oft noch wenig oder keine Sicherheitsvorkehrungen. Dies müsse sich ändern – «Gotteshäuser müssen von ihren Regierungen angemessen geschützt werden».

Nach Angaben der New Yorker Polizei haben antisemitische Hassdelikte in diesem Jahr um 63 Prozent im Vergleich zu 2018 zugenommen. Laut der Anti-Defamation League, einer Organisation zur Dokumentation der Diskriminierung von Juden, liegen antisemitische Vorfälle in diesem Jahr auf einem Höchstniveau. Mitte Dezember waren bei einer Attacke auf einen jüdischen Laden nahe New York ein Polizist, drei Passanten und die beiden Attentäter getötet worden.

Jüdisches Lichterfest Chanukka

Das jüdische Lichterfest begann am vergangenen Sonntag und dauert in diesem Jahr bis Montag (30.12.). Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels 164 vor Christus in Jerusalem durch Judas Makkabäus, nachdem das Gotteshaus von syrisch-hellenistischen Eroberern durch «Götzendienst» und griechische Götterstatuen und Symbole entweiht worden war. Das Fest erinnert somit auch an den Sieg des jüdischen Volkes über die griechischen Besatzer. (kna)

Chanukka-Leuchter | © pixabay.com CC0
29. Dezember 2019 | 13:54
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Chanukka

In diesem Jahr fiel der Beginn des jüdischen Chanukka-Festes, auch Lichterfest genannt, auf den Abend des 22. Dezember. Es endet am 30. Dezember. Das achttägige Fest beginnt immer am 25. Tag des Monats Kislew, des neunten Monats im jüdischen Kalender.

Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels 164 vor Christus in Jerusalem durch Judas Makkabäus, nachdem das Gotteshaus von syrisch-hellenistischen Eroberern durch «Götzendienst» und griechische Götterstatuen und Symbole entweiht worden war. Das Fest erinnert somit auch an den Sieg des jüdischen Volkes über die griechischen Besatzer.

Rund zwei Jahre hatten die Makkabäer gegen die Besatzer gekämpft. Als sie dann den Tempel wieder in Besitz nehmen konnten und die Menora, den traditionellen siebenarmigen Leuchter, anzünden wollten, fanden sie lediglich geweihtes Öl für einen Tag vor. Nach einer Legende des Talmud brannte die Menora jedoch acht Tage lang.

In Erinnerung an dieses Wunder wird in jüdischen Häusern und Synagogen während des Lichterfestes jeden Abend eine neue Kerze am neunarmigen Chanukka-Leuchter entzündet. Die neunte Kerze heisst «Schamasch» (Diener) und wird zum Anzünden der anderen Lichter verwendet. Beim Lichtanzünden wird ein Gebet gesprochen: «Gelobt seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der vollbracht hat Wundertaten an unseren Vätern in jenen Tagen zu dieser Zeit.»

Von Sonnenuntergang bis Mitternacht, solange die Lichter brennen, wird der Tradition nach im Haus nicht gearbeitet, sondern gesungen und gespielt. Beliebt ist das Trendl- oder Dreidelspiel mit einem vierseitigen Kreisel, der vier hebräische Schriftzeichen trägt. Sie ergeben den Spruch: «Ein grosses Wunder geschah hier.» Überdies werden die Kinder jeden Abend beschenkt, und es gibt besondere Speisen wie Latkes, eine Art Reibekuchen, und Sufganiot, in Öl gebackenes Spritzgebäck. (kna)