Ukrainisch-orthodoxer Gottesdienst in der Kathedrale Wladimir in Kiew.
International

Neues Oberhaupt der ukrainischen Kirche gewählt

Kiew/Moskau, 18.12.18 (kath.ch) Am 15. Dezember fand in Anwesenheit des ukrainischen Präsident Pjotr Poroschenko die Einigungsversammlung für eine neue ukrainische Kirche statt. Zu deren Oberhaupt gewählt wurde Epiphanius Dumenko zu ihrem Oberhaupt. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats sieht sich vor den Kopf gestossen.

In der Ukraine wird erwartet, dass Epiphanius am 6. Januar, dann wiederum in Anwesenheit von Präsident Poroschenko, das Autokephalie-Dekret («Tomos») aus den Händen von Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel/Istanbul erhalten wird. Damit wäre die neue Kirche vom höchsten Vertreter der orthodoxen Kirchen offiziell anerkannt.

Einmischung in innere Angelegenheiten

«Es ist eine Schande, dass das Patriarchat von Konstantinopel zu den Initiatoren der heutigen Turbulenzen der ukrainischen orthodoxen Kirche gehört. Dabei begründet man dort das Recht, sich in unsere kirchlichen Angelegenheiten einzumischen», heisst es umgekehrt in einem Dokument pro-russischen ukrainischen Kirche.

Kritik am Ökumenischen Patriarchen hat auch der «Altmeister der orthodoxen Diaspora in Westeuropa», Metropolit Kallistos Ware, geübt. Dieser wandte sich zwar auch gegen die «inadäquate» Moskauer Reaktion mit Abbruch der sakramentalen Gemeinschaft.

Auf einer St. Petersburger Website brachte Ware, selbst ein Metropolit des Ökumenischen Patriarchats, aber vor allem seinen Dissens mit den Beschlüssen Konstantinopels zur Ukraine zum Ausdruck: «Bei allem Respekt, den ich meinem Patriarchen schulde, muss ich feststellen, dass ich mit der Position des Moskauer Patriarchats über die Zugehörigkeit der Ukraine zur russischen Kirche übereinstimme.»

Moskau hält an seinen Getreuen fest

Das am Samstag über die Bühne gegangene «Kiewer Vereinigungskonzil» sei laut der pro-russischen Agentur «Interfax» eine «Machtdemonstration» des Ehrenoberhaupts der orthodoxen Christen, Bartholomaios I. Das Moskauer Patriarchat betonte nach der Wahl Epiphanius, die mit ihr verbundene ukrainische Kirche werde fortbestehen. «Der Plan von Patriarch Bartholomaios ist gescheitert, die kanonische ukrainische Kirche für die Teilnahme an der Herstellung einer neuen Struktur zu gewinnen», erklärte Aussenamtsleiter Metropolit Hilarion.

Erneut protestierte Hilarion dagegen, dass der Patriarch von Konstantinopel die mit Moskau verbundene Kirche in der Ukraine «zerstören» wolle. In der russischen Kirche wird allerdings durchaus von einigen kritisch gesehen, dass Moskau den Weg der mit ihr verbundenen ukrainischen Kirche in die Autokephalie verbaut habe. (kap)

Ukrainisch-orthodoxer Gottesdienst in der Kathedrale Wladimir in Kiew. | © KNA
18. Dezember 2018 | 16:21
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Steile Karriere

Epiphanius (Serhij Dumenko) wurde in einem Dorf bei Odessa am 3. Februar 1979 als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. 1996 trat er ins Kiewer Priesterseminar ein und studierte von 1999 bis 2003 an der Theologischen Akademie der Hauptstadt. Dann arbeitete er bis Ende 2005 als Sekretär im Ordinariat der westukrainischen Diözese Riwne. 2006 und 2007 studierte er an der Philosophischen Fakultät der Universität Athen. 2007 begann er an der Kiewer Theologischen Akademie zu unterrichten und trat dem Journalistenverband bei.

2008 weihte der ehemalige Kiewer Patriarch Filaret ihn zum Mönchspriester und stellte ihn als Sekretär ein. Bereits wenige Monate später leitete er zudem ein Kiewer Kloster und stieg zum Kanzler des Kiewer Patriarchats auf. 2009 wurde er zum Bischof geweiht. Seit 2010 leitet er die Kiewer Theologische Akademie und als Bischof die Diözese Perejaslaw bei Kiew. 2012 wurde er Erzbischof, 2013 Metropolit von Perejaslaw und Bila Zerkwa. (kap)