Mosaik an der Aussenfassade der Rosenkranz-Basilika in Lourdes
Vatikan

Neues Marienfest ist ein «Statement über die Würde der Frau»

Rom, 21.5.18 (kath.ch) Das neue Fest «Maria, Mutter der Kirche», das am Pfingstmontag zum ersten Mal weltkirchlich begangen wurde, birgt Chancen für eine theologische Weiterentwicklung der Frauenfrage in der Kirche. Diese Ansicht hat die Osnabrücker Dogmatikprofessorin Margit Eckholt im Interview mit «Vatican News» vertreten. Das neue katholische Marienfest erinnere an die gleiche Würde von Mann und Frau.

«Maria steht im Grunde für alle Menschen in der Nachfolge Jesu Christi, und das ist es, was wir heute herausarbeiten müssen. Wir haben die Möglichkeit, über den Blick auf Maria die Volk-Gottes-Ekklesiologie in einer partizipativen Weise weiter zu entfalten. Es geht um die gleiche Würde in der Nachfolge Jesu Christi von Mann und Frau», so Eckholt. Mit Maria komme allen Christen, die ja in dieser Nachfolge stünden, gleiche Würde zu, «auch im Blick auf die Verkündigung des Evangeliums».

Neue Rolle auch in der Liturgie

Mit dem neuen Fest versuche Papst Franziskus, die Rolle der Frau in der Kirche über liturgische Neuerungen zu stärken. Bisherige diesbezügliche Neuerungen seien der Einschluss von Frauen in die Fusswaschung am Hohen Donnerstag, die Aufwertung des blossen Gedenktags zu Maria Magdalena zum Fest sowie ihre Anrufung als «Apostelin der Apostel».

Wie Eckholt erinnerte, heisse Liturgie, «einen Raum für Gott zu öffnen». Liturgie sei darüber hinaus etwas zutiefst Lebendiges und Kreatives, das mit Ästhetik zu tun und mit Gefühlen zu tun habe: «Sie ist die Feiergestalt des Glaubens, die gerade in Regionen wie denen Lateinamerikas eine starke Bedeutung hat. Und über das Fest, über die Feier, und in diesen Sinn dann auch über die Liturgie, werden noch andere, tiefere Schichten der Erfahrung des Menschen erreicht.»

Glauben sei in dieser Tiefe auch eine Sache des Herzens, und genau in dieser Tiefe setze immer kultureller Wandel an. «Dort hat er in der Geschichte angesetzt und setzt noch heute an», so die Theologin.

Neues «Kirche-Sein» bestärken

Im Grunde bewege man sich hier wieder beim Auftrag zur Öffnung («Aggiornamento») des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die grossen Themen dabei seien «ein neues Kirche-Sein, die Frage nach den Frauen, eine partizipative Volk-Gottes-Ekklesiologie, die Bedeutung, auch heute Glaubensvorbilder zu haben, in den Glauben neu hineinzuwachsen, Verkündigung, Evangelisierung».

Dieses «Aggiornamento» könne aber auch die Liturgie in dieser Tiefe ermöglichen, eben auf eine andere Weise, nämlich, so Eckholt: «Die Würde der Frauen hineinzuholen in das Zentrum der Kirche. Aber nicht als Modeerscheinung, sondern weil in diesen Zeichen Gottes Zeit sichtbar wird. Und das heisst Erinnerung mit Jesus von Nazareth an die Schöpfungserzählungen, und hier dann auch die Erschaffung des Menschen – Mann und Frau – als Ebenbild Gottes, die beide Verantwortung tragen für die Welt und die Wirklichkeit und so als Bewahrer und Bewahrerinnen der Schöpfung im Dienste Gottes stehen.»

«Starke, grosse, kreative Frau»

Insofern erinnerten die Liturgie und auch das neue Marienfest an eine «starke, grosse, kreative Frau, die ganz aus dem Vertrauen auf Gottes Wort gelebt hat und die von dort her auch von Gott erwählt worden ist, Mutter Gottes zu werden». Damit sei Maria aber auch «Mutter der Kirche, Vorbild für alle, die sich auf diesen Weg der Nachfolge machen», geworden.

Papst Franziskus hatte vor zwei Monaten einen neues Kirchenfest «Maria, Mutter der Kirche» jährlich am Pfingstmontag ausgerufen. Der neue Marienfeiertag ist ein Gedenktag («Memoria»), womit offen gelassen wird, ob die Feier begangen werden muss oder nicht.

Hintergrund ist, dass die Gottesmutter Maria schon in der frühen Kirche als Muttergestalt für die Gemeinschaft der Gläubigen, die Kirche, beschrieben worden ist; sie war laut den biblischen Berichten auch beim Pfingstereignis in Jerusalem dabei. (kap)

Mosaik an der Aussenfassade der Rosenkranz-Basilika in Lourdes | © kath.ch
21. Mai 2018 | 16:19
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