Mit Tabak gegen Ungeziefer

Luzern, 29.3.17 (kath.ch) Der Gemüseanbau im eigenen Garten bildet für viele Menschen im Süden die Lebengrundlage. Für Simon Degelo*, der bei Fastenopfer für das Landesprogramm Haiti verantwortlich ist, ist es ein Freizeitvergnügen. Trotzdem konnte der Hobbygärtner bei seinem letzten Projektbesuch viel über Insektizide lernen, wie er ist seinem Gastbeitrag schreibt.

Soeben bin ich von Haiti zurückgekehrt. Dort habe ich verschiedene Projekte besucht. Dort werden die Menschen dabei unterstützt, mit agrarökologischen Methoden mehr und reichhaltigere Nahrung zu produzieren und dabei die empfindlichen Böden vor Erosion zu schützen.

Dabei habe ich Lust bekommen, meinen eigenen Garten wieder aus dem Winterschlaf zu wecken. Inzwischen herrschen in der Schweiz frühlingshafte Temperaturen, die Winterstürme sind vorbei und meine Gärtnerlust ist weiter gestiegen. Letztes Wochenende habe ich mich deshalb darangemacht, die Bäume zu schneiden und die ersten Setzlinge vorzubereiten. Und ich freue mich darauf, sie schon bald in den Garten zu einzupflanzen. Allerdings fangen dann auch wieder die Probleme an: Schnecken und allerlei Insekten mögen die zarten Blätter, man muss aufpassen, dass das Junggemüse nicht vom Unkraut überwuchert wird. Am meisten ärgern mich dabei die weissen Fliegen und Raupen, welche die schönen Blätter meiner Kohlpflanzen zerfressen.

Seit meiner Reise nach Haiti kenne ich jedoch ein effektives Mittel: Unsere Partnerorganisationen bilden die Bauernfamilien unter anderem in der Produktion natürlicher Insektizide aus. Von einer dieser lokalen Organisationen habe ich ein Rezept gegen weisse Fliegen, Blattläuse sowie verschiedene Raupen erhalten. Das Gute ist: Es lässt sich einfach herstellen. Die Zutat ist an jedem Kiosk erhältlich. Die Bäuerinnen und Bauern in Haiti kochen 5 oder 6 grosse Tabakblätter für 20 Minuten in einer Gallone Wasser – ich werde es mit einem halben Beutel Tabak auf einen Liter Wasser versuchen. Dieses Konzentrat sollte dann im Verhältnis 1:4 verdünnt und höchstens bis zwei Wochen vor der Ernte verwendet werden. Ich bin gespannt, wie das Präparat wirkt und freue mich, von unseren Partnern im Süden etwas gelernt zu haben. Dies zeigt mir, wie viel wir voneinander lernen können: Nur wenn wir gut zusammenarbeiten, gelingt es, allen Menschen eine ausgewogene Ernährung zu ermöglichen und dabei die Erde zu schützen.

* Während der Fastenzeit beschreiben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Fastenopfer, dem Hilfswerk der Schweizer Katholikinnen und Katholiken, einen persönlichen Bezug zur ökumenischen Kampagne zur Fastenzeit 2017 «Geld gewonnen, Land zerronnen». Simon Degelo ist Fachverantwortlicher für das Landesprogramm Haiti und das Dossier Agrarökologie.

Simon Degelo, Mitarbeiter bei Fastenopfer | © zVg

 

Gemüsegarten in Haiti | © Fastenopfer | © zVg
29. März 2017 | 10:29
Lesezeit: ca. 2 Min.
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