Charles Jude Scicluna, Erzbischof von Malta
International

Missbrauchssonderermittler erkrankt – Ersatz aus Spanien

Santiago de Chile/Rom, 22.2.18 (kath.ch) Die Missbrauchsermittlungen in Chile gehen weiter: Der zur Aufklärung von Vertuschungsvorwürfen gegen Bischof Juan Barros nach Chile entsandte Sonderermittler Erzbischof Charles Scicluna ist nach einer kurzfristig notwendigen Operation durch den spanischen Geistlichen Jordi Bertomeu vertreten worden. Papst Franziskus habe entschieden, dass die angesetzten Gespräche wie geplant weitergeführt werden sollen, teilte der Sprecher der Chilenischen Bischofskonferenz, Jaime Coiro, am Mittwoch (Ortszeit) mit. Franziskus habe sich persönlich informieren lassen.

Bertomeu (49) ist Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation. Spanische Medien berichteten, er habe in den vergangenen Jahren fast alle Länder Lateinamerikas bereist, um die dortigen Bischofskonferenzen über die Null-Toleranz-Strategie des Vatikan für Missbrauchsfälle zu informieren. Er gilt als Vertrauter Sciclunas. Als Notar hat er den Malteser bislang begleitet und als Übersetzer fungiert.

1500 Seiten belastendes Material

Es sei erfreulich, dass Kirchenvertreter endlich anfingen, die Opfer anzuhören und über ihre Erlebnisse zu erfahren, sagte Missbrauchsopfer Juan Andres Murillo nach Angaben des Senders CNN Chile im Anschluss an die Befragung durch Bertomeu. Nun müsse es weiter vorwärts gehen und auch Konsequenzen geben. Juan Carlos Claret, Sprecher der Laienorganisation von Osorno, dessen Bischof Barros im Zentrum der Vertuschungsvorwürfe steht, kündigte derweil an, den Sonderermittlern 1500 Seiten belastendes Material über diesen und andere Bischöfe übergeben zu wollen.

Auf dem Hinflug hatte sich Scicluna in den USA mit einem anderen Opfer getroffen, Juan Cruz. Dieser hatte Medienberichten zufolge bereits 2015 Hinweise auf Barros’ Mitwisserschaft an den Papst übergeben lassen. Ob Franziskus die Hinweise gelesen hat, ist unklar.

Genesung nach OP

Unterdessen erholt sich Scicluna in Chile von seiner Gallenblasen-OP. Der Erzbischof wolle seine Mission schnellstmöglich fortsetzen, so der Sprecher der Chilenischen Bischofskonferenz. Scicluna hatte zuvor mehrere Tage über Bauchschmerzen geklagt, so das Erzbistum Malta auf seiner Website. Daraufhin habe er sich am Dienstagabend ins Krankenhaus begeben. Seit 2002 war der maltesische Geistliche in der Glaubenskongregation für die Untersuchung besonders schwere Vergehen durch Kleriker zuständig. Er gilt als einer der besten kirchlichen Aufklärer in Missbrauchsfällen.

Von Papst nach Chile gesandt

Erzbischof Scicluna war von Papst Franziskus in die USA und nach Chile geschickt worden, um dort mit Opfern sexuellen Missbrauchs zu sprechen. Insbesondere geht es um die Frage, ob Bischof Barros, ein früherer Schützling des Missbrauchstäters Fernando Karadima, von dessen Taten gewusst und sie verschwiegen hat.

Papst Franziskus hatte Barros bei seiner Chile-Reise im Januar verteidigt. Ihm lägen keine «Beweise» dafür vor, dass dieser von Karadimas Taten gewusst habe. Dafür erntete der Papst teils heftige Kritik. Später teilte der Vatikan mit, dass Scicluna als Sonderermittler nach Chile reisen werde. (kna)

Charles Jude Scicluna, Erzbischof von Malta | © KNA
22. Februar 2018 | 14:31
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