Karl-Anton Wohlwend
Schweiz

Migratio-Nationaldirektor: «Viele Reisen bereiten mir vermehrt gesundheitliche Probleme»

Karl-Anton Wohlwend ist Nationaldirektor der Kommission der Schweizer Bischofskonferenz für Migration. Nach drei Jahren verlässt er Migratio bereits wieder. Zukünftig möchte er in der Seelsorge Fuss fassen.

Jacqueline Straub

Seit Mai 2019 sind Sie der Nationaldirektor der Kommission der Schweizer Bischofskonferenz für Migration, Migratio. Was waren Ihre Ziele, als Sie gestartet sind?

Karl-Anton Wohlwend*: Im Jahr 2019 wurde ich von der Schweizer Bischofskonferenz interimistisch bis Ende 2020 für die Erstellung des Gesamtkonzeptes Migrationpastoral eingestellt und zur Klärung des Wie-weiter bei Migratio.

Was davon konnten Sie umsetzen?

Wohlwend: Beide Ziele konnte ich bis Ende 2020 dank der grossen Unterstützung der Seelsorgenden der Sprachgemeinschaften und in Zusammenarbeit mit den Bischöfen, insbesondere Bischof Jean-Marie Lovey, und den Vertretern der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz erreichen. So wurde ich auf den 1. Januar 2021 von der Schweizer Bischofskonferenz in der Funktion als Nationaldirektor bestätigt.

«Migratio konnte sich eine gute Vertrauensebene innerhalb der Kirche erarbeiten»

Was war Ihr grösster Erfolg bei Migratio?

Wohlwend: Als grösste Erfolge will ich zwei hervorheben. Das erste ist die Erarbeitung des Gesamtkonzeptes Migrationspastoral gemeinsam mit Daniel Kosch von der RKZ. Ein zweiter Erfolg ist, dass Migratio sich in dieser Zeit eine gute Vertrauensebene innerhalb der Kirche Schweiz erarbeiten konnte. Das fängt an bei den Seelsorgenden der Sprachgemeinschaften und geht über die verschiedenen nationalen, regionalen und diözesanen Gremien und Partner bis hin zu den Verantwortlichen der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz und der Schweizer Bischofskonferenz.

Warum haben Sie – nach drei Jahren nun Ihren Rücktritt bekannt gegeben?

Wohlwend: Im vergangenen Jahr habe ich bei der Lockerung der Pandemiemassnahmen festgestellt, dass mir die vielen Reisen vermehrt gesundheitliche Probleme bereiten. Über den Jahreswechsel haben meine Bedenken trotz der erneuten Covid-Massnahmen durch den Bundesrat weiter zugenommen, sodass ich zum Wohle meiner Gesundheit mit grossem Bedauern eine Entscheidung treffen musste.

«Es braucht vor allem eine Bewegung der Ortspastoral hin auf die Sprachgemeinschaften zu.»

Was hätten Sie gerne noch umgesetzt oder geändert?

Wohlwend: Gerne hätte ich die Seelsorgenden der Sprachgemeinschaften auf dem Weg zu einem vermehrten Miteinander mit der Ortspastoral begleitet und gestärkt. Denn es braucht hier vor allem eine Bewegung der Ortspastoral hin auf die Sprachgemeinschaften zu. Das geht oft vergessen.

Ihr Vorgänger, Patrick Renz, verliess Migratio nach bereits zwei Jahren. Sehen Sie strukturelle Probleme bei der Migratio?

Wohlwend: Wie gesagt, bedaure ich meinen Schritt. Denn ich habe die Arbeit und die Zusammenarbeit insbesondere mit meinem Team, mit Bischof Jean-Marie Lovey, den Missionaren und den verschiedenen Gremien sehr geschätzt. Ich habe hier sehr grosse Unterstützung erfahren.

«Die Menschen und die Aufgaben sind mir ans Herz gewachsen.»

Haben Sie bereits Pläne, wie es für Sie weitergehen wird?

Wohlwend: Zuerst ist mir ein guter Übergang bei Migratio wichtig, da mir die Menschen und die Aufgaben hier ans Herz gewachsen sind. Für die Zukunft sind erste Überlegungen, dass ich mir gut vorstellen kann, in der ganzheitlichen Begleitung und Seelsorge mit Menschen unterwegs zu sein. Unter Umständen ist dort auch eine Zusammenarbeit mit den verschiedenen Sprachgemeinschaften möglich.  

* Karl-Anton Wohlwend ist Ökonom und Theologe. Er war als Religionslehrer, Pastoralassistent und Jugendarbeiter tätig. Ebenso hat er verschiedene Finanz- und Führungsaufgaben wahrgenommen. 2019 trat er ad interim das Amt des Nationaldirektor der Kommission der Schweizer Bischofskonferenz für Migration, Migratio, an. Im Januar 2021 bestätigte ihn die Bischofskonferenz als Nationaldirektor.


Karl-Anton Wohlwend | © zVg
27. Januar 2022 | 14:32
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