Mauerbau gegen Mauern

Im Jura renovieren Palästinenser, Israelis, Iren und Schweizer Trockenmauern

Lommiswil SO, 29.7.14 (Kipa) Mauern bauen, um Mauern abzubauen. Das ist das Ziel eines internationalen Lagers im Jura, wo während acht Tagen 16 Jugendliche aus Irland, der Schweiz, Israel und Palästina Trockenmauern renovieren. Der «Verein Naturkultur» organisiert dieses Treffen unter dem Motto «Mauern bauen – Brücken bilden» bereits zum zweiten Mal.

Im Sommer gibt es in der Schweiz zahlreiche Angebote für Jugendliche und Erwachsene, wo sie mit einem Einsatz auf dem Bauernhof oder in den Bergen einen Beitrag zum Landschaftsschutz leisten können. Auf dem Grenchenberg im Solothurner Jura findet zum zweiten Mal ein ganz besonders Lager statt: Die jugendlichen Teilnehmer stammen aus der Deutsch- und der Westschweiz, aus Irland, Israel und Palästina. Unter den Iren finden sich sowohl Katholiken wie Protestanten.

Sie bauen Trockenmauern wieder auf. Solche finden sich in allen Herkunftsländern der Teilnehmer. Trockenmauern werden meist aus plattigem Sedimentgestein erstellt. Traditionell werden unbehauene Natursteine verwendet, die aus der Umgebung stammen.

In Irland, Israel und Palästina trennen Mauern die Gesellschaft. In der Schweiz will der Verein Naturkultur mit dem gemeinsamen Wiederaufbau der Mauern ein anderes Zeichen setzen. Vereinspräsident Oliver Schneitter ist überzeugt, dass die Wiederinstandsetzung der Mauern, einem «Schweizer Kulturerbe», das interkulturelle Zusammenwirken fördert.

Vorgefertigte Denkbilder

In diesem Jahr wirft besonders der Krieg im Gazastreifen seinen Schatten auf das Treffen im Jura. Bei den Austauschorganisationen in Israel und in den palästinensischen Gebieten herrsche in diesen Tagen «Misstrauen und Unsicherheit». Die Begegnung von Israelis und Palästinensern berge Spannungspotential. Die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen hätten jedoch bisher keine Auswirkungen auf das Lager, aus Gaza selber kämen keine Teilnehmer, so Schneitter am Dienstag, 29. Juli, gegenüber der Presseagentur Kipa.

Auch die aus Irland stammenden Jugendlichen seien nicht frei von Druck, denn besonders unter jungen Menschen seien «die Bilder über den Konflikt» bereits gemacht. In Irland kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten.

Grenzüberschreitende Arbeitsteilung

Die 16 Jugendlichen, je zur Hälfte Frauen und Männer, verbringen den Tag in Gruppen. Für die Arbeit an den Mauern wurden drei Fachleute verpflichtet. Ihnen helfen jeweils acht bis zehn Jugendliche auf dem Feld. Drei Jugendliche werden jeweils für die Küche abkommandiert und kochen Gerichte aus ihrer Heimat. Die übrigen widmen sich der «kulturellen Begegnung», sei es bei Diskussionen oder etwa in einem Kletterpark des Schweizerischen Alpenclub, «wo sie direkte Erfahrungen mit dem Berg machen können», so Schneitter.

Die Zusammensetzung der Teilnehmer bildet ein buntes Gemisch. In diesem Jahr nehmen zwei Israelinnen teil, eine ist jüdischer und die andere arabischer Abstammung. Weitere Teilnehmende stammen aus Hebron, dem Golangebiet oder Ostjerusalem.

Die Erfahrungen mit dem ersten Lager im Jahr 2013 bewertet Oliver Schneitter als «durchwegs positiv». Für 2014 seien neue Förderpartner aus der Schweiz gefunden worden.

Grenzübergreifende Zusammenarbeit

Der Verein Naturkultur führt das Lager in Zusammenarbeit mit der Landeigentümerin, der Bürgergemeinde Grenchen SO, durch. Der Verein mit Sitz in Lommiswil SO wurde 2010 in Solothurn gegründet. Er führt seit 2011 in der Schweiz, in Europa und in Nahost in Kooperation mit Partnerorganisationen Kurse und Jugendaustausch-Programme durch. Auf dem Grenchenberg hat er vergangenes Jahr erstmals sein Lager «Mauern bauen – Brücken bilden» durchgeführt.

Gefördert wird das Begegnungslager unter anderem von «Jugend in Aktion» (neu Erasmus plus), der Bürgergemeinde Grenchen, dem Fonds Landschaft Schweiz, der Kampagne «Olivenöl aus Palästina» und dem Schweizer Heimatschutz. Projektpartner sind in Israel die «Hashamaiim hagvul association», in Palästina «Yad beyad» und in Irland «Mahon Community Development Project». (kipa/gs/job)

29. Juli 2014 | 13:05
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