Brandrodung an der Transamazonica, einem Strassenprojekt quer durch das Amazonasgebiet
International

Kurz vor Amazonas-Synode Bericht über Regenwald-Mafia

Gewalt gegen Verteidiger des Amazonaswaldes wird in Brasilien so gut wie nicht bestraft, sagt ein am Dienstagmorgen in Sao Paulo veröffentlichter Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Im Oktober befasst sich die katholische Kirche mit einer speziellen Synode mit dem Geschehen auf dem Südamerikanischen Kontinent.

Von über 300 seit 2009 bei Landkonflikten registrierten Morden kam es lediglich in 14 Fällen zu Prozessen, unterstreicht der Bericht. Gleichzeitig bescheinigt die Analyse Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro, die staatlichen Kontrollbehörden geschwächt und damit die Zunahme von Abholzung und Bränden provoziert zu haben.

Der «Rainforest Mafias» (Regenwald-Mafias) betitelte Report ist das Ergebnis einer zweijährigen Forschungsarbeit in der brasilianischen Amazonasregion. Rund 170 Personen wurden dabei interviewt, darunter Aktivisten, indigene Anführer sowie Justizbeamte.

Sprunghaft angestiegen

Der Bericht zeichnet die mafiösen Strukturen hinter der Abholzung des grössten Regenwaldes der Welt nach. In den letzten 30 Jahren hat der Wald rund 20 Prozent seines ursprünglichen Gebiets bereits verloren.

Unter der neuen Regierung des Rechtspopulisten Bolsonaro ist die Abholzung zuletzt sprunghaft angestiegen. Auch die Zahl der Brände im Amazonaswald hat sich gegenüber 2018 nahezu verdoppelt. Zwar hätte die Schwächung der staatlichen Kontrollbehörden bereits vor Bolsonaro eingesetzt, so HRW. So hat das staatliche Umweltamt Ibama statt 1600 Mann in 2009 nun nur noch 780 Beamte, die staatliche Indigenenbehörde Funai verlor derweil seit 2012 rund 30 Prozent ihrer Mitarbeiter.

Ein Fest krimineller Banden

«Mit Bolsonaros Regierung wurde das, was schon nicht gut lief, nun richtig schlecht», so HRW-Mitarbeiter Cesar Munoz, der den Bericht verfasst hat. «Die Kontrollbeamten, die indigenen Völker und die Bauern, die die kriminellen Banden denunzieren, sind viel verletzlicher geworden, weil er die Kontrollen geschwächt hat. Und wenn man weniger Kontrollen hat und das Recht weniger angewendet wird, wird das zu einem Fest für die kriminellen Banden, die Amazonien zerstören und die Verteidiger der Umwelt bedrohen.»

Die Amazonas-Synode

Grosses Interesse zieht auf den amerikanischen Kontinenten schon jetzt die Sondersynode für Amazonien vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan auf sich. Sie steht unter dem Motto: «Amazonien – neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie».

Bei dem Treffen wollen Bischöfe und Experten über die Ökologie des Regenwaldes, die Kultur und Rechte indigener Völker sowie seelsorgliche Herausforderungen für die katholische Kirche in der Region beraten. Durch die Waldbrände in den vergangenen Wochen erhielt die Amazonas-Synode noch einmal eine besondere Aktualität. (kna)

Brandrodung an der Transamazonica, einem Strassenprojekt quer durch das Amazonasgebiet | © Adveniat.de
17. September 2019 | 12:56
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!