Kardinal Kurt Koch
Schweiz

Kurt Koch zum Treffen mit Kyrill I.: «Ich hoffe auf einen Durchbruch»

Zürich, 11.2.16 (kath.ch) Kardinal Kurt Koch wird beim Gespräch zwischen Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. dabei sein. Was erhofft sich der aus der Schweiz stammende vatikanische Ökumene-Minister von diesem historischen Treffen? Kurz vor seinem Abflug nach Kuba antwortet Koch auf die Fragen von kath.ch.

Sylvia Stam

Was bedeutet das historische Treffen für Sie als Ökumene-Minister?
Kurt Koch: In der Ökumene sind persönliche Beziehungen wichtige Voraussetzungen für den theologischen Dialog. Es freut mich deshalb sehr, dass das lange erwartete und vorbereite Treffen zwischen Papst Franziskus und dem Patriarchen Kyrill der russisch-orthodoxen Kirche nun stattfinden kann. Es wird die erste Begegnung zwischen beiden Kirchenmännern sein und deshalb ein historisches Ereignis darstellen.

Welches wird Ihre Funktion sein bei diesem Treffen?

Koch: Ich werde zwei Tage früher nach Cuba reisen, um Vorbereitungen zu treffen und den Russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill in Cuba zu begrüssen. Beim persönlichen Gespräch zwischen dem Papst und dem Patriarchen werden auch Metropolit Hilarion aus Moskau und ich die Ehre haben, dabei zu sein.

Worüber werden der Papst und der Patriarch sprechen?

Koch: Themen des Gesprächs werden Fragen sein, die die Beziehungen zwischen der römisch-katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche betreffen. Die beiden Kirchenführer werden aber gewiss auch die grossen Fragen der heutigen Welt besprechen wie die gravierenden Krisenherde, die erbärmliche Situation im Nahen Osten, die Christenverfolgungen, die heute ein grosses Ausmass angenommen haben.

Was erhoffen Sie sich persönlich von diesem Gespräch?

Koch: Ich hoffe, dass dieses Treffen ein Durchbruch in der Beziehung zwischen beiden Kirchen sein wird und zu einer Normalisierung der Beziehungen führt. Ich erwarte auch, dass von diesem Treffen Impulse für den theologischen Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen insgesamt ausgehen werden. Zudem hoffe ich, dass auch eine klare Botschaft des Friedens und der Versöhnung in die heutige Welt hineingegeben wird.

Weshalb gab es bislang kein solches Treffen?

Koch: Patriarch Kyrill hat zwar seit seinem Amtsantritt gewünscht, dem Papst in Rom zu begegnen. Er ist aber der Überzeugung gewesen, dass die Zeit dazu noch nicht reif sei. Das russisch-orthodoxe Patriarchat hat sich dabei stets auf den grossen Konflikt in der Ukraine und die schwierigen Beziehungen zwischen der griechisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche berufen. Noch früher ist stets die Anklage erhoben worden, die römisch-katholische Kirche betreibe auf dem Gebiet des russisch-orthodoxen Patriarchats Proselytismus (das Abwerben von Gläubigen, Anm. d.Red.) Dieser Vorwurf ist freilich heute kaum mehr zu hören, zumal Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus eindeutige Worte gegen den Proselytismus ausgesprochen haben.

Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür, dass das Treffen jetzt zustande kommt?

Koch: Auf der einen Seite haben sich die Bedingungen, die in der Sicht der russisch-orthodoxen Kirche bisher ein solches Treffen verunmöglicht haben, gewandelt. Und auf der anderen Seite sind die Herausforderungen in der heutigen Welt derart gross geworden, dass die Kirchen sich verpflichtet fühlen, intensiver zusammen zu arbeiten und ein gemeinsames christliches Zeugnis zu geben. (sys)

Kardinal Kurt Koch | © Oliver Sittel
11. Februar 2016 | 10:44
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