In Indien werden am meisten Menschen vergewaltigt, auch Mädchen
International

«'Kultur der Vergewaltigung' soll enden»

Neu Delhi, 18.4.18 (kath.ch) Indiens Staatspräsident Ram Nath Kovind hat die Gruppenvergewaltigung und Ermordung einer Achtjährigen, die in diesem Monat bekannt geworden war, als «Schande» verurteilt.

«70 Jahre nach der Unabhängigkeit (…) müssen wir darüber nachdenken, was für eine Gesellschaft wir entwickeln wollen», zitierten indische Medien (Mittwoch) aus einer Rede des Präsidenten in der Shri Mata Vaishno Devi Universität in Katra im Bundesstaat Jammu und Kaschmir. «Es liegt in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass keinem Mädchen und keiner Frau so etwas geschieht», betonte der Präsident.

Proteste

In Indien halten unterdessen die Proteste gegen die Untätigkeit von Polizei und Politik zur Eindämmung von Vergewaltigungen an. In Anantnag in Jammu und Kaschmir kam es bei einer Demonstration zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Studenten und der Polizei. In Bhopal im Bundesstaat Madhya Pradesch hielten rund 1’500 Menschen, darunter auch katholische Priester und Ordensschwestern, eine multireligiösen Kerzenmahnwache, wie der asiatische katholische Pressedienst Ucanews (Mittwoch) berichtete.

Rat der Kirche fordert «Ende der Vergewaltigung»

Der evangelische «Rat der Kirchen in Indien» forderte in dieser Woche in einem Brief an Ministerpräsident Narendra Modi ein «Ende der Kultur der Vergewaltigung, sexuellen Gewalt gegen Mädchen, Kinder und Frauen in Indien».

Politiker protestieren gegen Festnahmen

Der Fall des achtjährigen muslimischen Mädchens hatte die Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaft in Indien zuletzt weiter verstärkt. Die acht Männer, die wegen der Tat festgenommen wurden, sind Hindus. Politiker der hindu-nationalistischen Partei BJP protestierten gegen die Festnahme der mutmasslichen Täter.

Siebenjähriges Mädchen vergewaltigt

Erst am Dienstag war in der Stadt Etah im Bundesstaat Uttar Pradesch erneut ein siebenjähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet worden. Ebenfalls in dieser Woche war in Uttar Pradesch ein Landtagsabgeordneter der BJP wegen der Vergewaltigung einer 17-Jährigen im vergangenen Jahr festgenommen worden.

Höchste Zahl von Vergewaltigungen

Indien zählt zu den Ländern mit der höchsten Zahl von Vergewaltigungsfällen weltweit. 2016 wurden nach Polizeiangaben 38.947 Vergewaltigungsfälle anzeigt. 6.091 Opfer waren den Angaben zufolge zwischen 12 und 16 Jahre alt, 1.596 zwischen sechs und zwölf, und 570 jünger als sechs Jahre alt. In drei indischen Bundesstaaten werden Vergewaltigungen seit Dezember mit der Todesstrafe geahndet. (kna)

 

In Indien werden am meisten Menschen vergewaltigt, auch Mädchen | © Missio
18. April 2018 | 13:56
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