Dorfkirche in Magome, Tansania.
Vatikan

Katholizismus in Afrika ist so vielfältig wie nirgends sonst

Rom, 24.11.15 (kath.ch) Im vom Islam geprägten Norden Afrikas sind Katholiken zumeist eine kleine Minderheit. Südlich der Sahara ist der Anteil an der Gesamtbevölkerung höher, variiert aber sehr stark. Insgesamt waren nach Angaben des kirchlichen statistischen Jahrbuchs jeder fünfte der 1,1 Milliarden Afrikaner katholisch. Dabei wächst die Zahl der Katholiken in Afrika doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt.

Alexander Brüggemann

In Nordafrika kann die Kirche bis auf die Antike zurückblicken. Ab dem 8. Jahrhundert wurde das Christentum jedoch dort vom Islam weitestgehend verdrängt. Südlich der Sahara begannen erste Missionierungen im 15. und 16. Jahrhundert; weitere und erfolgreichere folgten im 19. Jahrhundert. Allerdings wurde die Mission durch oftmals gewalttätiges Vorgehen der westlichen Kolonialmächte und auch von Missionaren überschattet.

Europäische Sprachen

Koloniales Erbe zeigt sich auch in den Sprachen: Englisch und Französisch sind zumeist Amtssprache, in Angola und Mosambik Portugiesisch, in Südafrika auch das niederländisch-burische «Afrikaans». Die Kolonialherren oktroyierten meist ihre kirchliche Tradition und Konfession: die anglikanische wie in Südafrika und Simbabwe oder die römisch-katholische in den einst französischen, belgischen oder portugiesischen Kolonien West- und Ostafrikas.

Die zumeist jungen katholischen Nationalkirchen Afrikas haben eine historische Sonderentwicklung durchgemacht, bedingt auch durch die Welle staatlicher Unabhängigkeitsbewegungen Anfang der 1960er Jahre. Oft mussten die katholischen Missionsorden ihre Strategien sprunghaft ändern und stärker auf die Ausbildung eines einheimischen Klerus setzen. So haben die katholischen Kirchen Afrikas ihr Gesicht völlig verändert. Zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) waren sie noch fast komplett von ausländischen Missionaren bestimmt. Heute sind 90 Prozent der Bischöfe und des Klerus Afrikaner.

Heute sind in Afrika 90 Prozent der Bischöfe und des Klerus Afrikaner.

Zunächst geriet die katholische Kirche nicht nur durch ihre vormalige Stellung als verlängerter Arm der einstigen Kolonialherren unter Generalverdacht junger Staatsführungen. Auch ihre gute Infrastruktur und materielle Ausstattung schienen den noch schwachen, auf Ausbildung einer eigenen Autorität und Identität bedachten Regierungen als Bedrohung. So kam es in den 1960er und 1970er Jahren zu Konflikten und teils Verfolgungen, teils aber auch zu Arrangements mit autoritären Regimen.

Märtyrer und Täter der Kirche

Erst seit dem Abflauen der ideologischen Stellvertreterkriege in den 1980er Jahren und angesichts kollabierender Volkswirtschaften in den 1990er Jahren sieht man die katholische Kirche vor allem in der Verteidigung von Menschenrechten, im Kampf gegen Armut und in der Arbeit für den Frieden. Es gab Märtyrer der Menschenrechte und des Glaubens, etwa in Burundi, im Kongo oder in Algerien, aber auch Täter unter der Geistlichkeit wie beim Völkermord im vorwiegend katholischen Ruanda 1994. Priester und Ordensleute machten sich unterlassener Hilfeleistung oder gar aktiver Beteiligung an den Gräueltaten schuldig.

In den Zonen zwischen dem muslimisch geprägten Norden und dem christlich geprägten Süden gibt es Länder mit religiös gemischter Bevölkerung: den Tschad, Nigeria, Sudan, Äthiopien. Nigeria, mit rund 160 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat des Kontinents, wird im Norden vorwiegend von Muslimen und im Süden vorwiegend von Christen bewohnt. Gerade im Zentrum des Landes kommt es immer wieder zu blutigen Zusammenstössen.

Ansteckende Frömmigkeit

Ähnlich die Lage im Sudan, von dem sich 2011 der vor allem von Christen bewohnte Südsudan als neuer Staat abspaltete. Wirtschaftliche, ethnische, soziale und politische Komponenten verbinden sich hier mit dem Religiösen zu oft als islamisch-christlich verbrämten Konfliktstellungen. So ist es auch in der Zentralafrikanischen Republik, eines der Ziele der Papstreise.

Wer in Regionen ohne aktuelle Konflikte oder Hungerkrisen dem Leben der Kirche begegnet, kann eine ansteckende Frömmigkeit und Freude am Glauben erleben. Dennoch steht zu befürchten, dass mittelfristig westliche Phänomene wie Materialismus und Säkularisierung auch den Schwarzen Kontinent mit Wucht erfassen. Volkskirchlichkeit, geringe Bildung und ein Obrigkeitsdenken, die vor allem in stark ländlichen Gebieten fortbestehen, sind keine Garanten für eine dauerhafte Blüte des Katholizismus. (kna)

Dorfkirche in Magome, Tansania. | © KNA
24. November 2015 | 11:04
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Reise in drei Länder

Papst Franziskus besucht vom 25. bis 30. November die afrikanischen Länder Kenia, Uganda und die Zentralafrikanische Republik.In Kenia wird er nebst den offiziellen Besuchen auch ein Armenviertel besuchen und mit Jugendlichen zusammentreffen. Am Freitag reist er weiter nach Uganda und wird unter anderem Heiligtümer der Märtyrer von Namugongo bei Kampala besuchen und eine Messe für die Märtyrer lesen. In der Zentralafrikanischen Republik wird sich Papst Franziskus auch mit der muslimischen Gemeinschaft in der Zentralmoschee in Koudoukou in Bangui treffen und eine Heilige Messe im Stadion Barthelemy Boganda halten.

Die letzten Afrikareisen von Päpsten: Papst Johannes Paul II. besuchte Bangui im Jahr 1985; 1993 reiste er nach Uganda. Papst Paul VI. hatte das ostafrikanische Land bereits 1969 besucht. (kna)

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