"Dei verbum" ist eine der vier Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Schweiz

Katholische Kirche: Tabu-Themen lassen sich nicht aussitzen

Luzern, 3.10.15 (kath.ch) Die Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche meldet sich kurz vor Beginn der Bischofssynode zu Ehe- und Familienfragen im Vatikan zur Wort. Die Stiftung stellt bei der katholischen Kirchenleitung eine grosse Hilflosigkeit und Tabuisierung gegenüber den Synodethemen fest.

«Es rächt sich meist, wenn man in einer Gesellschaft oder ihren Institutionen Probleme unter Verschluss hält oder aussitzen will.» Mit diesem Satz weist die Herbert-Haag-Stiftung in einer Mitteilung vom 3. Oktober auf die grosse Kluft in Fragen der Ehe, Familie und Sexualität zwischen katholischer Kirchenleitung und gesellschaftlicher Wirklichkeit hin. Es sei «spannend» gewesen zu beobachten, wie in den 50 Jahren seit dem II. Vatikanischen Konzil in der öffentlichen Diskussion Themen wie Ehescheidung, Geburtenregelung oder Homosexualität, die am Konzil ausgeschlossen wurden, aufgebrochen seien.

Schaden oft grösser als Schutz

Die vom Geschäftsführer der Herbert-Haag-Stiftung, Andreas Heggli, verschickte Mitteilung erwartet von Tabubrüchen nicht das «Heil» für alle in der Kirche kontrovers diskutierten Themen. Allerdings würden elementare Kräfte und Emotionen, wie sie bei den Themen Partnerschaft und Sexualität vorhanden sind, früher oder später aufbrechen. «Und der Schaden ist am Ende grösser, als was man mit Tabus schützen wollte», heisst es dazu.

Bei anderen grossen Themen umgekehrt hätten seit dem Konzil in der katholischen Kirche grosse Umbrüche stattgefunden. Die Stiftung, die seit 1985 einen Preis für besonderes Engagement für Freiheit und Menschlichkeit in der Kirche vergibt, hat in einem soeben erschienenen Buch 16 Konzilstexte auf ihre Wirkung bis heute hin untersucht. «Aufbruch aus der Erstarrung. Konzilstexte vom Kirchenvolk neu kommentiert», heisst das von Georg Kraus, Hans Peter Hurka und Erwin Koller herausgegebene Buch, das ein Geleitwort des Schweizer Theologen Hans Küng enthält. (ms)

«Dei verbum» ist eine der vier Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils. | © KNA
3. Oktober 2015 | 13:34
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