Kardinal Schönborn erbittet Vergebung für Judenhass in der Kirche

Wien, 8.5.15 (kath.ch) Kardinal Christoph Schönborns Vergebungsbitte: «Auch die Kirche als Institution muss ihre Mitschuld erkennen an der Aufbereitung eines Klimas der Verachtung und Feindseligkeit der Christen gegenüber jenen Menschen, die sie Jahrhunderte hindurch für den Tod Jesu verantwortlich machte.» Dies habe zur Folge gehabt, dass «dann, als es im wahrsten Sinn des Wortes lebens-notwendig gewesen wäre, Mitleid und Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern fehlten».

Kardinal Schönborn rief zum entschlossenen Bemühen auf, «unser Denken, Sprechen und Handeln so einzurichten, dass nie wieder die Nacht des Hasses, der Menschenverachtung und der Diktatur von uns und unserem Land Besitz ergreifen kann». Nur wenn dies gelinge, «wird das Opfer der geschändeten und ermordeten Schwestern und Brüder nicht umsonst gewesen ein», sagte der Wiener Erzbischof am Freitag, 8. Mai, bei der Feier in der Basilika Kleinmariazell.

Trauer und Scham

«Mit Trauer und Scham» erinnerte Schönborn an den «dunklen Schatten, den der Holocaust, die Shoa, über Europa und damit auch über unsere Heimat Österreich geworfen hat». Er verwies auf die Mahnung des Zweiten Vatikanischen Konzils 20 Jahre nach Weltkriegsende in der Erklärung «Nostra Aetate» über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen: «Wir können Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern.» Gerade mit den Juden seien die Christen als «das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamm Abrahams» geistlich für immer verbunden. «In diesem Bewusstsein bitten wir Gott um Vergebung für alles Geschehene», sagte der Kardinal.

Mit der Bitte um Vergebung verband der Vorsitzende der Bischofskonferenz auch den Dank an Gott für das «unverdiente Geschenk» des langen Friedens in Europa. Dieser sei seit Kriegsende zwar immer gefährdet und an vielen Orten der Welt immer wieder gebrochen, in Europa aber trotz allem im Grossen und Ganzen bewahrt worden. (kap/ms)

9. Mai 2015 | 00:05
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!