Kardinal Kurt Koch
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Kardinal Koch beklagt Differenzen der Kirchen in ethischen Fragen

Bonn, 12.12.18 (kath.ch) Katholiken und Protestanten sollten nach den Worten von Kurienkardinal Kurt Koch bei ethischen Debatten stärker mit einer Stimme sprechen. Es sei ein «grundlegendes Problem in der Ökumene», dass es in diesem Bereich «etliche Differenzen» gebe, beklagte der päpstliche Ökumenebeauftragte am Mittwoch in einem Interview auf katholisch.de.

«In den 1970er oder 80er Jahren lautete das Leitwort in der Ökumene ‹Glaube trennt, Handeln eint›», sagte Koch. «Heute müsste man fast das Gegenteil sagen. Wir konnten viele Glaubensfragen klären, es sind aber neue Probleme auf ethischem Gebiet virulent geworden, vor allem bioethische Fragen.»

Zu der von den deutschen Bischöfen herausgegebenen Orientierungshilfe zum Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner sagte Koch, Papst Franziskus habe ausdrücklich entschieden, dass dieses Papier nicht als Dokument der Bischofskonferenz erscheinen solle. «Die Schwierigkeit ist allerdings, dass der Text gleich geblieben ist und sich wie ein Dokument der Bischofskonferenz liest.»

Kommunionsempfang-Frage nicht prioritär

Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates fügte hinzu: «Wie das in Deutschland weiterbearbeitet wird, das müssten Sie dort nachfragen.» Im Vatikan sei derzeit dazu «kein grösseres Projekt in Arbeit».

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte nach intensivem Ringen auch mit Rom die Orientierungshilfe im Juni publiziert. Demnach können in Einzelfällen und unter bestimmten Voraussetzungen auch nichtkatholische Ehepartner zum Kommunionempfang zugelassen werden.

Weil es sich nicht um ein verbindliches Dokument handelt, entscheidet jeder einzelne Bischof über den konkreten Umgang mit dem Thema in seinem Bistum.

«Grosse Erschwernisse»

Auf die Frage, wie er die Chancen für eine künftige Annäherung zwischen katholischer und evangelischer Kirche sehe, die letzten Endes eine wechselseitige Teilnahme an Eucharistie und Abendmahl ermöglichen könne, antwortete Koch, entscheidend sei die Frage des Amtsverständnisses.

Auf der einen Seite sei eine Einheit ohne Anerkennung des Papsttums für Katholiken «schwer möglich». Auf der anderen Seite gebe es «die Herausforderung durch die Ordination von Frauen als Pastorinnen und als Bischöfinnen» bei den Protestanten.

Dies sei für die katholische Kirche «nicht möglich», so der Kurienkardinal. «Das sind grosse Erschwernisse, die uns aber nicht daran hindern sollten, diesen Weg weiterzugehen und uns in den Grundfragen des Amtes anzunähern.» (kna)

Kardinal Kurt Koch | © Oliver Sittel
12. Dezember 2018 | 10:03
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