Papst Franziskus mit Kardinal Bertone
Vatikan

Kardinal Bertone äussert sich zu umstrittenem Appartement

Rom, 16.3.18 (kath.ch) Tarcisio Bertone, emeritierter Kurienkardinal, hat sich erstmals ausführlicher zu seiner umstrittenen Wohnung im Vatikan geäussert. Wenn er in Medien lese: «Kardinal Bertone, der mit dem 700-Quadratmeter-Appartement», sei das «einer jener Dornen, die noch immer stechen», schreibt er in einem Buch mit Lebenserinnerungen, das am Donnerstag in Italien erschienen ist.

Wenn er manchmal «als korrupter Machtmensch, der ohne Skrupel im Wohlstand lebe und ein Leben voller Intrigen führe» beschrieben werde, sei das «meilenweit von der Wahrheit entfernt», so Bertone. Der Bezug der Wohnung sei von Beginn an mit Papst Franziskus abgesprochen.

Nachdem er seine Dienstwohnung als Kardinalstaatssekretär seinem Nachfolger, Kardinal Pietro Parolin, überlassen musste, habe er sich im Vatikan nach einer Unterkunft umgesehen, die denen seiner Vorgänger entspreche. So habe er von den beiden Wohnungen in der dritten Etage des «Palazzo San Carlo» neben dem Gästehaus Santa Marta erfahren.

Für Kardinäle «völlig üblich»

Da die Wohnungen in einem schlechten Zustand gewesen seien, habe er sie renovieren und miteinander verbinden lassen. Dies habe ihm persönlich eine Wohnung ermöglicht wie auch der Schwesterngemeinschaft, die ihm den Haushalt führt. Zusätzlich biete das Appartement Platz für Büro, Bibliothek und Kapelle. In den alten Wohngebäuden innerhalb wie ausserhalb des Vatikan sei eine solche Unterkunft für Kardinäle und andere Prälaten völlig üblich.

Darüber habe er mehrmals mit dem Papst gesprochen. Franziskus habe ihm sogar Vorschläge gemacht: Eine erste Alternative, nur eine Wohnung zu nehmen und auf einer Terrasse etwas anzubauen, hätte – so habe der Papst ihm gesagt – den Eindruck erweckt, Bertone baue ein neues Gebäude. Also habe man sich für die Zusammenlegung der Wohnungen im Inneren entschieden.

Anklage wegen Unterschlagung

Im Oktober war im Vatikan ein Prozess zu Ende gegangen, in dem zwei Mitarbeiter der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses «Bambino Gesu» wegen Unterschlagung angeklagt waren. Mit dem Geld war die Renovierung von Bertones Wohnung teilweise finanziert worden. Im Gegenzug sollte der Kardinal dort Wohltäter der Stiftung gewinnen und bewirten. Für die Renovierung der 300- bis 400-Quadratmeter-Wohnung hatten Bertone selbst 300’000 und die Stiftung 422’000 Euro gezahlt.

In dem Buch «I miei Papi» (Meine Päpste) beschreibt Kardinal Bertone (83) Erinnerungen an die Päpste seiner Lebenszeit, von Pius XII. (1939-1958) bis zu Franziskus. (cic)

Papst Franziskus mit Kardinal Bertone
16. März 2018 | 15:31
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