Justitia.
International

Justitia ist tatsächlich weiblich: Mehr Frauen als Männer an europäischen Gerichten

Richterämter in Europa werden inzwischen häufiger von Frauen als von Männern ausgeübt; dabei sind Frauen in Spitzenpositionen weiterhin unterrepräsentiert. Das geht aus einem Bericht des Europarats hervor.

Demnach lag der Frauenanteil bei hauptamtlichen Richtern im Jahr 2020 bei 56 Prozent. Hingegen stellten Frauen nur drei von zehn Präsidenten eines Obersten Gerichtshofs.

Beträchtliche Unterschiede

Zwischen den Staaten gebe es beträchtliche Unterschiede, heisst es in der Statistik der Europäischen Kommission für Effizienz der Justiz (CEPEJ). Während in Frankreich, Kroatien, Lettland, Luxemburg, Rumänien, Serbien, Slowenien und Ungarn mehr als zwei Drittel der Richterposten mit Frauen besetzt seien, liege ihr Anteil in Armenien, Aserbaidschan, Irland, Marokko, Nordirland und Schottland unter 40 Prozent.

Quote weiblicher Richter stieg kontinuierlich

Von 2010 bis 2020 stieg die Quote weiblicher Richter im Raum des Europarats stetig. Der Trend entwickelt sich jedoch nur zeitversetzt auch in den höheren Instanzen. Der Bericht bringt diese Verzögerung mit der Richterlaufbahn in Verbindung. Zwar sind Frauen in der Leitung von Gerichten nach wie vor stark unterrepräsentiert, doch zeigte sich hier eine besonders starke Entwicklung: So wuchs der Anteil der Präsidentinnen Oberster Gerichte binnen zehn Jahren von 18 auf 30 Prozent.

Die EU-Flagge
Die EU-Flagge

Wie der Kommissionsbericht darlegt, kostete das Justizsystem 2020 jeden Einwohner im europäischen Schnitt 79 Euro; zwei Drittel davon entfielen auf Gerichte, ein Viertel auf Strafverfolgung und knapp ein Zehntel auf Rechtshilfe. Länder mit einer hohen Wirtschaftsleistung pro Kopf investierten mehr Geld in die Justiz.

Höherer Anteil für Strafverfolgung

Osteuropäische Staaten widmeten einen höheren Anteil ihrer Justizausgaben für die Strafverfolgung, während nordeuropäische Staaten und solche in der englischen Tradition des Common Law mehr für Rechtsbeistand aufwandten. Die Zahl hauptamtlicher Richter stieg, unter anderem bedingt durch Justizreformen, leicht an; zuletzt waren statistisch 22,2 Richter für 100’000 Einwohner tätig.

Der Bericht berücksichtigt Daten von 44 der 46 Mitgliedstaaten des Europarats; Liechtenstein und San Marino lieferten keine Angaben. Ausgewertet wurden auch Zahlen aus Israel, Kasachstan und Marokko. (kna)


5. Oktober 2022 | 15:15
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!