Jungwacht und Blauring
Schweiz

10'000 Jubla-Kinder testen am Wochenende in Bern den Handynotstand

Luzern, 21.9.16 (kath.ch) 10’000 Kinder und Jugendliche reisen am kommenden Wochenende ans «Jublaversum» nach Bern.  An diesem  Grossanlass erfahren Kinder und Jugendliche anhand einer phantastischen Geschichte, wie farbig die Welt aussieht, wenn man nicht nur via Smartphone kommuniziert. Denn direkt miteinander zu kommunizieren und gemeinsam etwas zu erleben – darum geht es dem Jugendverband «Jungwacht und Blauring» (Jubla), sagt Verbandsmitglied Patrick Scherrer im Interview mit kath.ch. Auch der St. Galler Bischof Markus Büchel bestreitet am Jublaversum einen Programmpunkt.

Sylvia Stam

Jublaversum will das «Universum» der Jubla zeigen. Wie sieht dieses aus?

Scherrer: Wer Mitglied bei der Jubla ist, hat die besten Voraussetzungen, um seine Freizeit hochwertig und sinnvoll zu gestalten und wichtige Werte vermittelt zu bekommen: zusammen sein, mitbestimmen, Glauben leben, kreativ sein und Natur erleben. Diese Jubla-Grundsätze sind auch in das Programm von Jublaversum eingeflossen.

Roter Faden ist eine Geschichte: Die Jugendlichen sollen Bewohnern eines anderen Planeten helfen, das Leben wieder farbiger zu gestalten. Grund für den Verlust der Farbigkeit ist ein Gerät, mit dem man dauernd erreichbar sein kann, wie beispielsweise ein Smartphone. Kommt diese Handykritik bei den Jungen gut an?

Scherrer: Es ist unbestritten, dass die Abhängigkeit von neuen Medien und Technologien in unserer Gesellschaft hoch ist. Da darf man schon einmal einen Kontrapunkt setzen und zeigen, dass man auch lebensfähig ist, wenn man mal zwei Tage nicht online ist. Wenn heutige Jugendliche ein wenig in diese Richtung gelenkt werden, dann können sie das akzeptieren und auch geniessen.

Wir pflegen in der Jubla einen bewussten Umgang mit neuen Medien und Technologien. Es geht dabei vor allem darum, Chancen und Risiken aufzuzeigen, den bewussten Umgang zu erlernen und einen passenden Mix zwischen beiden Welten – offline und online – zu ermöglichen. Jublaversum bietet genau diesen Mix.

Gilt denn in heutigen Jubla-Lagern Handyverbot?

Scherrer: Das ist von Schar zu Schar unterschiedlich. Es gibt Lagerleitende, die auf die Packliste schreiben, dass die Kinder das Smartphone zuhause lassen sollen. Oder sie stellen im Lager klare Regeln auf, wann und wie das Smartphone benutzt werden darf. Aber letztlich ist das den einzelnen Lagerleitenden und deren Situationseinschätzung überlassen. Vielfach stellt sich die Frage aus ganz praktischen Gründen gar nicht: In einem Zeltlager gibt es keinen Strom, da ist irgendwann jeder Akku leer.

Was bietet die Jubla, wenn man offline ist?

Scherrer: Die gemeinsamen Erlebnisse. Man kann sich auf das direkte Gegenüber einlassen und ist nicht nur in einer virtuellen Realität unterwegs. Man nimmt wahr, was das Gegenüber macht und wie man miteinander in direktem Kontakt sein kann, was ja auch seinen Reiz hat.

Einer der Grundsätze lautet «Glauben leben». Wie geschieht das bei Jublaversum konkret?

Scherrer: Am Samstagvormittag gibt es einen Programmpunkt, der sich «…macht Sinn» nennt. Er wurde zusammen mit einer Gruppe von Präsides (erwachsene Begleitpersonen aus der Pfarrei, d. Red.) gestaltet.  Hier werden Fragen gestellt wie: Welchen Sinn hat die Jubla für dich? Warum macht es Sinn sich hier zu engagieren? Wieso macht «Sinn» glücklich? Mit solchen Fragen setzen die Teilnehmenden sich zusammen mit dem St. Galler Bischof Markus Büchel auseinander. Büchel war selber einmal Mitglied bei der Jubla.

Was erwartet die Teilnehmenden sonst noch am Jublaversum?

Scherrer: Verschiedene Konzerte, das Erlebnis, miteinander auf einem riesigen Zeltplatz zu übernachten oder im Massenlager in der Halle. Postenläufe, Ateliers, Interaktionen, in denen die Geschichte vom Planet Misuri weitergeführt wird.

Wie viele Teilnehmer erwarten Sie?

Scherrer: Es werden insgesamt 10’000 Menschen vor Ort sein, das ist ein Drittel des Verbands. Dazu zählen Teilnehmende, Ehemalige, Leiterinnen und Leiter und andere Helferinnen und Helfer. Davon gehören 62 Personen zum Organisationskomitee. Wir haben den Anlass während drei Jahren vorbereitet, das dürften etwa 30’000 ehrenamtliche Stunden sein, die in Jublaversum investiert wurden. Hinzu kommt die Zeit, in der die Scharen sich auf den Anlass vorbereiten: Sie basteln eine Fahne, die sie nach Bern mitbringen werden, sie studieren ein Lied ein, zum Teil mit Flöten – all diese Stunden kann man gar nicht mehr zählen!

Man hört, Jugendorganisationen wie Jubla oder Pfadi hätten im Zeitalter der Unverbindlichkeit einen schwierigen Stand. Wie sieht es mit den Mitgliederzahlen aus?

Scherrer: Es trifft zu, dass die Zahlen seit einigen Jahren zurückgehen, allerdings sind sie die letzten drei Jahre auch wieder leicht gestiegen. Die Unverbindlichkeit ist tatsächlich ein Phänomen, das die ganze Gesellschaft betrifft und aktuell auch die Jubla prägt. Früher war der Samstagnachmittag fix gesetzt für die Gruppenstunde der Kinder. Heute entscheiden die Familien zum Teil spontan, doch etwas anderes zu unternehmen und schicken die Kinder nicht in die Gruppenstunde. Das ist schade, denn genau solohe wöchentlichen Rituale sind für Kinder wichtig.

Wie oft gibt es einen solchen Grossanlass?

Scherrer: Der letzte fand 2007 in Luzern statt, zum 75-Jahr-Jubiläum des Verbands. Eine Bedürfnisabklärung bei der Basis hat gezeigt, dass ein solcher Grossanlass wieder gewünscht wird. Es ist schon etwas Besonderes, mit so vielen anderen gemeinsam etwas zu erleben. Dabei wird einem natürlich auch bewusst, dass Jubla mehr ist als die eigene Schar, dass sie ein nationaler Verband ist. Ziel solcher Grossanlässe ist es, den Kindern und Jugendlichen ein solches Gemeinschaftserlebnis zu vermitteln.

Worauf freuen Sie sich selber am meisten?

Scherrer: Ich freue mich auf die Stimmung vor Ort, wenn es überall wuselt. Dieser Moment, wenn man merkt, jetzt sind wirklich alle vor Ort!

Patrick Scherrer ist Mitglied der Verbandsleitung Jungwacht Blauring Schweiz.

Jungwacht und Blauring | © Jubla.ch | © jubla.ch
21. September 2016 | 10:31
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Patrick Scherrer | © Andrea Pfäffli/Jubla.ch Patrick Scherrer | © Andrea Pfäffli/Jubla.ch