Jesuit in Neapel fordert mehr Kirchenengagement gegen Mafia

Neapel, 21.3.15 (kath.ch) Die Kirche in Süditalien trägt nach Ansicht des neapolitanischen Jesuiten und Sozialaktivisten Fabrizio Valletti eine Mitschuld an mangelnder Zivilcourage gegen die Mafia. Sie lege «viel Wert auf die Befolgung blosser Verehrungsrituale und spricht zu wenig darüber, wie der Glaube das persönliche Verhalten, den Lebensalltag prägen sollte», sagte Valletti in Neapel im «Kathpress»-Gespräch anlässlich des Besuches von Papst Franziskus am Samstag.

Noch immer gebe es aus kultureller Verbundenheit auch eine Zusammenarbeit zwischen den Clans und einzelnen Priestern, so Valletti. Kirchenvertreter müssten sich jedoch den sozialen Problemen stellen und das Evangelium verkünden.

Viele Menschen hätten einen unreifen Glauben, sagte Valletti weiter. In den Wohnzimmern stünden zwar die Heiligenfiguren, die Lehre Jesu werde aber nicht wirklich begriffen.

Mafiosi pflegen «Religion ohne Ethik»

Den Angehörigen der Mafiaclans warf der Jesuit eine «Religion ohne Ethik» vor. «Mafiosi wollen eine protzige Beerdigung, eine kitschige Erstkommunion für den Sohn und persönlichen Beistand von dem Heiligen, den sie an einer Goldkette um den Hals tragen. Das ist ein Katholizismus mit viel Aberglaube, aber ohne Ethik, ohne Sinn für das Gemeinwohl.»

Vor diesem Hintergrund bringe die von Papst Franziskus ausgesprochene Androhung der Exkommunikation wenig. Um dem organisierten Verbrechen den Nährboden zu entziehen, brauche es vor allem Arbeit und Bildung für die Jugendlichen.

Valletti ist Leiter des Jugendzentrums Hurtado in Scampia im Norden Neapels. In Scampia begann der Papst am Samstag seinen eintägigen Besuch in der berüchtigten Camorra-Hochburg. (kap)

21. März 2015 | 12:26
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