Peter Fux, Kurator für Altamerika, beim Aufbau der Ausstellung «Die vergessene Küste – Archäologie in Honduras»
Schweiz

«Jade war das Gold der Maya»

Das Museum Rietberg in Zürich zeigt eine Ausstellung* über «die vergessene Küste» von Honduras. Warum die Menschen der präkolumbianischen Kulturen das Gold in Gewässer warfen, weiss Kurator Peter Fux.

Ueli Abt

Derzeit laufen in Honduras archäologische Grabungen. In welchem Ausmass kam bisher auch Gold ans Tageslicht?

Peter Fux: Honduras liegt kulturell zwischen den beiden grossen Regionen der Maya im Norden und den Anden im Süden. Mit beiden Sphären hatte die Kultur in Honduras Kontakt. Gold spielte in den Anden eine grosse Rolle, je weiter man nördlich kommt, desto weniger ist es von Bedeutung. In Honduras hat man allerdings sehr wohl auch Objekte aus Gold gefunden. Diese gelangten durch den Handel dorthin.

Welche Bedeutung hatte Gold in präkolumbianischen Zeiten in Mittelamerika?

Fux: In Zentralamerika war Gold nicht wichtig. Es hatte einen symbolischen Wert, man brachte es wohl mit den Sonnenstrahlen in Verbindung. Relativ viele Goldfunde stammen aus stillen Gewässern. Im Maya-Tiefland gibt es einige mit Wasser gefüllte Senkungen im Kalkgestein, so genannte Cenotes. Das Gold wurde dort als Opfergabe hineingeworfen.

«Symbolisch bedeutender war Jade.»

Peter Fux, Kurator

Woran liegt es, dass in Mittelamerika das Gold weniger wichtig war?

Fux: In den Anden gibt es Goldvorkommen in Form von Nuggets. Man hat das Metall früh entdeckt und es hat sich eine Metallurgie entwickelt. Diese war hoch entwickelt, man kannte auch die chemische Vergoldung. In Zentralamerika gibt es zwar geologische Gold-Vorkommen. Diese traten aber nicht zutage. Symbolisch bedeutender war Jade, ein grünlicher, halbdurchsichtiger Stein. Jade war das Gold Mittelamerikas. Poliert sieht es aus wie das Wasser in den Cenotes.

In der Ausstellung über das Archäologieprojekt wird das Museum Rietberg auch einen goldenen Anhänger mit zwei dargestellten Aligatoren zeigen. Das Band der möglichen Entstehungszeit beträgt stolze 1000 Jahre. Was sind die Schwierigkeiten bei der Altersbestimmung von Objekten aus Metall?

Fux: Im Gegensatz zu Keramik oder Holz gibt es bei Metall keine physikalische Altersbestimmung. Man kann höchstens versuchen, durch den Vergleich der künstlerischen Formensprache ein Objekt einer Epoche zuzuordnen. Dazu kommt, dass bei diesen Opfergaben, die man in diesen Cenotes fand, der Kontext fehlt, anders als etwa bei einem Grabfund. Auch wenn ein Objekt geraubt wurde oder sonst weitergereicht wurde, fehlt der ursprüngliche Kontext. 

Gefäss mit mythischer Szene aus Honduras.
Gefäss mit mythischer Szene aus Honduras.

Die Ausstellung über die Grabungen an der Karibik-Küste trägt den Titel «die vergessene Küste». Wieso?

Fux: Lange passte das Gebiet des heutigen Honduras nicht ins Schema. Seit dem 19. Jahrhundert ging man davon aus, dass jede Kultur sich allmählich von der Jäger-und-Sammler-Kultur zur städtischen Kultur mit monumentalen Bauten entwickelt. Weil man diese Bauten im Stile der Pyramiden Mexikos in den meisten Teilen von Honduras nicht fand, hielt man die Region für kulturelle Peripherie. Das sieht man heute differenzierter. In Honduras gab es eine hoch entwickelte Kultur im Sinne eines komplexen sozialen Körpers. Bei den Grabungen haben wir die Fundamente von riesigen Siedlungen gefunden. Wir gehen davon aus, dass die Häuser aus Holz gebaut waren. Bedingt durch das tropische Klima sind diese allerdings nicht erhalten geblieben.

Wie hat sich die Pandemie auf das begonnene Archäologieprojekt in Honduras ausgewirkt?

Fux: Wir starteten 2016, noch sind die Grabungen nicht abgeschlossen. Jeweils im Frühling von Februar bis April liefen die Grabungen. Letzten Frühling mussten wir coronabedingt aussetzen, auch diesen Frühling wird nichts daraus.

Impression aus der Ausstellung "Die vergessene Küste - Archäologie in Honduras"
Impression aus der Ausstellung "Die vergessene Küste - Archäologie in Honduras"

Was heisst die Pandemie für die Ausstellung?

Fux: Es ist immer besser, wenn eine Ausstellung von Anfang an vor Ort besucht werden kann. So wünschen wir es auch dem vorliegenden Thema, den Exponaten und den multimedialen Ausstellungsteilen, dass sie bald physisch zugänglich sein können. Bis es soweit ist – vermutlich anfangs März – bieten wir über unsere Webseite digitale Formate an, darunter einen virtuellen Rundgang oder eine umfassende 50-minütige Dokumentation.

Goldene 20er

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*Die Ausstellung im Museum Rietberg in Zürich startet offiziell am 23. Januar und dauert bis zum 27. Juni 2021. Weitere Informationen: www.rietberg.ch/honduras


Peter Fux, Kurator für Altamerika, beim Aufbau der Ausstellung «Die vergessene Küste – Archäologie in Honduras» | © Museum Rietberg
21. Januar 2021 | 05:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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