Islamischer Zentralrat und seine Beziehung zum Salafismus

Biel, 24.6.11 (Kipa) Der Verein «Islamischer Zentralrat der Schweiz»(IZRS) versteht sich als Sammelbecken muslimischer Individuen und vertritt keine spezifische Strömung innerhalb des islamischen Spektrums, erklärte IZRS-Sprecher Qaasim Illi auf Anfrage. Er beantwortete die Frage nach der Beziehung des IZRS zum Salafismus. Der von Beobachtern als extrem konservativ eingestufte Verein hat wiederholt den deutschen Islam-Prediger Pierre Vogel eingeladen, der Mitglied des salafistischen Vereins «Einladung zum Paradies» in Deutschland ist.

Der Vorsitzende der deutschen Innenministerkonferenz (IMK), Boris Rhein, forderte diese Woche ein härteres Vorgehen gegen islamistische Hassprediger und die islamistische Strömung der Salafisten. Prediger wie Pierre Vogel würden jedoch meistens darauf achten, die strafrechtlich relevante Grenze nicht zu überschreiten, schreibt die IMK.

Die persönlichen Überzeugungen der Mitglieder des IZRS seien «äusserst different», schreibt Illi auf Anfrage. «Darunter ist das ganze Spektrum von äusserst liberal bis ziemlich konservativ beziehungsweise orthodox vertreten.» Oberstes Ziel des Zentralrates sei es, unter Beteiligung «möglichst aller muslimischen Kräfte den Islam in der Schweiz zu domestizieren». Jede Form der «inneren Parteiung» würde diesem erklärten Ziel zuwiderlaufen.

Aus dem äusserlichen Erscheinungsmuster von Muslimen lasse sich kaum ein Rückschluss auf die Angehörigkeit einer Person zu einer bestimmten muslimischen Strömung ziehen, erklärte der IZRS-Sprecher gegenüber Kipa. Ob ein Muslim weisse Gewänder, einen Bart, einen Kinnbart oder einen Schnauz trage, spiele keine Rolle. Aus solchen Merkmalen ein ” einfaches Profiling» zu erstellen sei ein «völliger Nonsens».

Der Salafismus ist eine islamisch-fundamentalistische Strömung. Ihr Vorbild sind die «salaf as-salih», die «ehrwürdigen Vorfahren» der ersten drei Generationen von Muslimen. Sie lebten nach Meinung der Salafisten den «reinen Islam» der Frühzeit während und kurz nach den Offenbarungen Mohammeds. Diesen vermeintlichen Idealzustand des 7. Jahrhunderts wollen die Salafisten konservieren; sie imitieren ihn bis hin zu Barttracht, Bekleidung und Alltagsgewohnheiten wie der Benutzung des Zahnputzholzes. Ähnliche fundamentalistische Strömungen gab es während der islamischen Geschichte immer wieder.

(kipa/gs/am)

24. Juni 2011 | 16:38
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