Iranischer Präsident Ruhani bei Papst Franziskus

Rom, 26.1.16 (kath.ch) Papst Franziskus hat den iranischen Präsidenten Hassan Ruhani empfangen. Das teilte der Vatikan am Dienstag, 26. Januar, mit. Über Inhalte der Audienz verlautete zunächst nichts. Später wurde bekanntgegeben, dass der Papst und der iranische Präsident unter anderem über Terrorismus gesprochen haben.

Papst Franziskus und der iranische Präsident Hassan Ruhani haben über die Einigung im Atomstreit und die Gefahren des Terrorismus gesprochen. Dabei sei die Schlüsselrolle Irans für eine politische Lösung der herrschenden Konflikte im Nahen Osten deutlich geworden, teilte der Vatikan nach der 40-minütigen Audienz am Dienstag mit. Beide Seiten seien sich einig, dass Terrorismus und Waffenhandel in der Region eingedämmt werden müssten. Papst und Präsident hätten die guten Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Islamischen Republik gelobt, hiess es weiter. Ferner ging es um den Einsatz der Kirche für Menschenwürde und Religionsfreiheit, die Stärkung des interreligiösen Dialogs und der gegenseitigen Toleranz.

Grosses Prestige des Papstes

Der letzte Besuch eines iranischen Präsidenten beim Papst liegt bereits 17 Jahre zurück: 1999 empfing Papst Johannes Paul II. Mohammad Khatami, der auch zur Totenmesse des polnischen Papstes 2005 anreiste. Nicht nur der Besuch von Hassan Rohani beim Papst, sondern auch dessen Moment sei «bedeutsam», erklärte der französische Priester und Iran-Spezialist beim Päpstlichen Dialograt, Francois Bousquet, gegenüber Radio Vatikan. Schliesslich sehe man den Iran in dieser Zeit zurückkehren auf die internationale Bühne. Das Prestige des Papstes sei auf internationaler Ebene «so gross, dass das sogar für die Iraner selbst wichtig ist, dass ihr Präsident ausgerechnet den Papst trifft.»

Der Dialog zwischen Iran und Vatikan sei jedoch bereits alt, «und er ist bedeutsam für die Zukunft», verwies Bousquet auf die bereits seit 1953 bestehenden diplomatischen Beziehungen, die von beiden Seiten auch über die Konflikte des Landes hindurch aufrecht gehalten wurden.

Ruhani war am Montag in Rom vom italienischen Staatspräsidenten Dergio Mattarella und Ministerpräsident Matteo Renzi empfangen worden. Am Dienstag wollte er nach Paris weiterfliegen. Es ist der erste Europabesuch eines iranischen Staatsoberhaupts seit Beilegung des Atomstreits vergangenen Juli. Die Reise hatte bereits im November stattfinden sollen, wurde dann jedoch wegen der Terroranschläge in der französischen Hauptstadt verschoben. (cic/kap)

26. Januar 2016 | 13:48
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Amnesty wirft Iran Heuchelei vor

Menschenrechtler und iranische Oppositionsgruppen hatten den Papst aufgerufen, Ruhani auf die Menschenrechtsverletzungen in der Islamischen Republik anzusprechen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtete am Dienstag, 26. Januar, im Iran würden zahlreiche Jugendliche auf ihre Hinrichtung wegen Delikten warten, die sie jünger als 18 Jahre begangen hätten. Die Menschenrechtsgruppe warf Iran Heuchelei vor. Ruhani hatte sich vor seiner Wahl 2013 als moderater Reformer präsentiert. Seither sind die jährlichen Hinrichtungszahlen aber weiter gestiegen. (cic)