Samir Radouan Jelassi, Damian Spataru und Valentino Tafou (v.l.)
Schweiz

In Lugano trafen Muslime Katholiken nach Gottesdienst

Lugano, 30.8.16 (kath.ch) Auf Initiative von Imam Samir Radouan Jelassi haben sich am Sonntag rund 20 Muslime mit Gottesdienstbesuchern der Kirche Santa Teresa in Lugano-Viganello getroffen. Der Imam hatte im Vorfeld zu dieser Solidaritätsaktion als Zeichen gegen Terror aufgerufen. Es sei eine sehr gute Begegnung gewesen, besser als erwartet, sagte Jelassi nachträglich gegenüber kath.ch.

Regula Pfeifer

Die Leute seien an diesem muslimisch-christlichen Treffen emotional berührt gewesen, so Jelassi. Einige hätten sogar geweint, als sie seine Rede und jene des Pfarrers von Santa Teresa gehört hätten.

Treffen auch mit Tessiner Bischof abgesprochen

Der Imam hatte sich am 28. August mit einer Gruppe von rund 20 Muslimen allen Alters von der Moschee der Lega Musulmani Ticino aufgemacht, um die wenige Strassen weiter gelegene Kirche Santa Teresa zu besuchen. Einige wenige Muslime hätten sich gegen Schluss des Gottesdienstes in die Kirche begeben. Die Begegnung selbst aber fand laut Jelassi draussen auf dem Kirchplatz statt, wie mit den Pfarreiverantwortlichen von Santa Teresa und dem Tessiner Bischof Valerio Lazzeri abgesprochen.

Dort erwarteten die rund 20 Muslime die rund 80 Gottesdienstbesucher von Santa Teresa. Ihnen überbrachte Jelassi die Friedensbotschaft. Und er lud die Anwesenden dazu ein, seine Moschee zu besuchen – im Sinn einer gegenseitigen Öffnung. Ein Moscheebesuch sei nicht nur während der Woche der Religionen möglich, sondern jederzeit, präzisierte der Imam gegenüber kath.ch.

Empfangen wurde die muslimische Delegation auch von zwei Priestern von Santa Teresa, von Damian Spataru und Valentino Tafou. Viele Gottesdienstbesucher hätten den Imam nach seiner Rede persönlich begrüsst und mit ihm ein paar Worte ausgewechselt, erzählte Spataru gegenüber dem «Giornale del Popolo» (28. August). Es sei eine sehr intensive und konstruktive Begegnung gewesen, die sich hoffentlich auch im Alltag fortsetze, so Spataru. Der konkrete Akt der Öffnung an diesem Sonntag sei stärker gewesen als alle Worte, befand Imam Jelassi nachträglich.

Zeichen der Solidarität angesichts des Terrors

Jelassi hatte im Vorfeld die Muslime im Tessin dazu aufgerufen, als Zeichen der Solidarität mit den Christen in den christlichen Gottesdiensten stille Präsenz zu zeigen. «Wir wollten unseren christlichen Mitbürgern die Solidarität der muslimischen Welt überbringen», sagte Jelassi gegenüber dem «Giornale del Popolo». Vor allem ging es darum ein Zeichen zu setzen nach der dramatischen Ermordung des Priesters von Rouen.

«Wir verurteilen Hass, Gewalt, Extremismus und Islamophobie», so Jelassi. Er wies darauf hin, dass die Mehrheit der Muslime nichts mit den Terrorakten der jüngsten Zeit zu tun hätten. «Wir müssen nicht die Rechnung dafür zahlen», erklärte Jelassi an jenem Treffen mit den Katholiken und auch danach gegenüber kath.ch.

In den USA sei unlängst ein Imam getötet worden. Die Muslime seien also auch Opfer des Terrorismus, sagte der Imam. Vor allem aber litten sie unter dem negativen Bild des Islam, das aufgrund der Terrorakte entstanden sei. Das Ziel der Begegnung war denn auch, so Jelassi, zu einem friedlichen Zusammenleben beizutragen.

Ob und wo am Sonntag weitere solche muslimisch-christlichen Treffen stattfanden, wird Jelassi erst in ein paar Tagen herausgefunden haben, wie er sagt. Laut dem «Giornale del Popolo» besuchte auch in Chiasso eine muslimische Gruppe die Chiesa di San Vitale. Der dortige Pfarrer Gianfranco Feliciani unterhalte gute Beziehungen zur lokalen islamischen Gemeinde.

Solidaritätsaktion der Tessiner Muslime in Gottesdiensten gegen Terror

Samir Radouan Jelassi, Damian Spataru und Valentino Tafou (v.l.) | © Ti-Press/Gabriele Putzu
30. August 2016 | 15:42
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!