Im T-Shirt im Swimmingpool? Eine jüdische Fachfrau gibt Auskunft

Zürich/Arosa GR, 17.8.17 (kath.ch) Ein Schild in einem Hotel in Arosa, das jüdische Hotelgäste zum Duschen aufforderte, sorgte diese Woche international für Schlagzeilen. Gegenüber Schweizer Fernsehen SRF (15. August) erklärte die Hauswartin, einige der jüdischen Gäste hätten im Pool ein T-Shirt getragen. Eine explizite Kleidervorschrift fürs Baden gebe es nicht, sagt Annette Böckler, Fachleiterin Judentum am Zentrum für interreligiösen Dialog (ZIID), aber ultraorthodoxe Juden würden gewisse Bräuche kennen.

«Es gibt im Judentum keine Kleidervorschrift, die besagt, dass man in einem T-Shirt schwimmen muss», sagt Annette Böckler gegenüber kath.ch. «Es gibt aber bestimmte Bräuche im ultraorthodoxen Judentum, einer jüdischen Minderheit, wenn ein geschlechtergetrenntes Schwimmen nicht möglich ist.» Um auch dann «anständig» gekleidet zu bleiben, würden einige Ultraorthodoxe mit Kleidern ins Wasser gehen, denn Badekleidung könne wie Unterwäsche empfunden werden.

Schild nicht antisemitisch

Das Schild selber, das sich explizit an die jüdischen Gäste richtete und diese vor und nach dem Schwimmen zum Duschen aufforderte, würde sie nicht als antisemitisch bezeichnen. «Ein solches Schild zu schreiben, ist einfach nur eine Dummheit. Aber es ist ein Beispiel dafür, wie Antisemitismus entstehen kann, nämlich durch Nicht-Wissen.» Aus ihrer Sicht haben beide Seiten problematisch gehandelt. Denn man müsse ein solches Foto ja auch nicht gleich publik machen, so Böckler, sondern erst versuchen, vor Ort mit den Betreffenden zu sprechen.

Sie selbst jedenfalls fühlt sich durch das Schild nicht verletzt. Sie hebt aber die besondere Sensibilität von Israelis in einem deutschsprachigen Land hervor. Eine Aufforderung an Juden, sich zu duschen, wecke zudem Assoziationen zu Auschwitz, wo Juden in Duschräumen vergast wurden. (sys)

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