No Pegida Schweiz - das grosse Facebookprofil
Schweiz

Im Facebook ein Hit, aber wer steckt hinter «No Pegida Schweiz»?

Aktualisiert und ergänzt um Stellungnahme der schwarzen No Pegida»-Seite am 20.1.15

Zürich, 20.1.14 (kath.ch) Die Gegner von Pegida Schweiz treten im Internet bislang unkoordiniert auf: Zwei verschiedene Facebook-Profile – eines in roter und eine in schwarzer Farbe – und eine von beiden unabhängige, weisse Homepage treten jeweils unter dem Namen «No Pegida Schweiz» für eine weltoffene, tolerante Schweiz ein. Die rote «No Pegida»-Seite hat bereits über 10.000 «Likes», mehr als doppelt so viele wie die islamkritische «Pegida Schweiz».

Sylvia Stam

Da gibt es zum einen die Homepage nopegida.ch. Das Portal wird von einem kleinen Team betrieben, «das versucht sich konstruktiv gegen die Ideen und Forderungen von Pegida Schweiz zu stellen», wie Sprecher Marcel Baur auf Anfrage von kath.ch mitteilt. Die Seite wurde denn auch als Reaktion auf die Ankündigung einer ersten Demonstration von Pegida Schweiz für den 16. Februar ins Leben gerufen. Das Team steht laut Homepage ein «für die Grundrechte der schweizerischen Bundesverfassung», es wehrt sich gegen «Ausgrenzen von Menschen auf Grund von Sprache, Kultur, Religion, Hautfarbe oder sexueller Identität».

Das Team hält laut Marcel Baur die Forderungen von Pegida für «einseitig, diskriminierend und letztendlich sogar kontraproduktiv. Dagegen wollen wir uns wehren.» Sie tun dies, indem sie «möglichst unabhängig von Politik und Medien» Fakten präsentieren.

Gegenveranstaltung geplant

Unter der Rubrik «News» wird beispielsweise festgehalten, dass Ignaz Bearth als Pressesprecher von Pegida Schweiz zurückgetreten ist, ebenfalls wird das Verbot der für heute angekündigten Pegida-Demonstration in Dresden erwähnt. Das Team um Marcel Baur verfolgt ausserdem die Entwicklung für den «Abendspaziergang» von Pegida Schweiz, der für den 16. Februar angekündigt ist, sehr genau. «Es ist von unserer Seite her auch eine Gegenveranstaltung geplant», so Baur gegenüber kath.ch.

Das kleine Team sei «komplett unabhängig von politischen Parteien, Religionsgemeinschaften oder anderen Gruppierungen». Baur selbst bezeichnet sich auf Anfrage als «weltoffenen Bürger ohne politische Bindung». Der im Kanton St. Gallen wohnhafte Informatiker war einst Mitglied der Piratenpartei, politisiert aber heute als Parteiloser, wie er sagt. Zur Website nopegida.ch habe er sich sehr kurzfristig entschlossen, da er das entsprechende Know How mitbringe und ihn die fremdenfeindlichen Äusserungen und diskriminierende Asyl- und Ausländerpolitik beschäftigten.

Antifaschistischer Hintergrund?

Das Team der Homepage versuche, eine allfällige Gegenveranstaltung zum Abendspaziergang mit der so genannten «kleineren Facebook-Seite» No Pegida Schweiz (schwarzes Logo) zu koordinieren. Dieses Facebook-Profil verfügt aktuell über 1.500 Likes. Die Betreiber treten ein für «eine weltoffene Schweiz, für Toleranz, kulturelle Vielfalt, gegen Rassismus, gegen Islamophobie und gegen Pegida». Sie rufen für den 16. Februar zu einem «Antirassistischen Abendspaziergang gegen Pegida auf». Wie bei Pegida-Schweiz ist der Ort noch nicht bekannt. Wer genau hinter der Seite steht, wollten die Betreiber auf Anfrage aus Sicherheitsgründen nicht sagen. Das Profil selbst weist auf eine Verbindung zum Facebook-Profil «Bern bleibt nazifrei» hin.

Wesentlich mehr Likes, nämlich derzeit 10.800, hat die sogenannte «grosse Facebook Seite» mit dem Namen «#No Pegida» vor einem roten Titelbild. Auch dessen Betreiber treten «für eine weltoffene Schweiz, Toleranz und kulturelle Vielfalt» ein. Die Betreiber des Profils möchten jedoch anonym bleiben, «da uns täglich hasserfüllte Nachrichten und Kommentare von Betreibern und Sympathisanten der Bewegung Pegida Schweiz erreichen.» Die Betreiber der grossen Facebook-Seite distanzieren sich gegenüber kath.ch jedoch klar von der kleineren No-Pegida-Seite, bei deren Betreibern es sich «um die radikale Antifa» handle.

Wer koordiniert Pegida-Gegner?

Mit dem Vorwurf konfrontiert, entgegnen die Betreiber der kleinen No-Pegida-Seite: «Wir wehren uns gegen die Verbreitung faschistischen Gedankenguts und möchten nicht, dass die Schweizer Bevölkerung den rassitischen Behauptungen der Pegida Glauben schenkt. Wenn dies reicht, um als radikale Antifa zu gelten, dann gehören wir dazu.» Die Gruppe verneint jedoch klar jegliche Gewaltbereitschaft, die das Wort «radikal» suggeriere.

Auch Marcel Baur kennt diesen Vorwurf gegen die kleine No-Pegida-Seite, kann ihn aber nicht aus eigener Wahrnehmung bestätigen. Der Aufruf zum antirassistischen Abendspaziergang komme seiner Ansicht nach gemässigt daher. Wenn wirklich eine antifaschistische Bewegung dahinter stehen würde, wäre eine Zusammenarbeit für ihn jedoch inakzeptabel. Er bedauert gleichzeitig die Zersplitterung der verschiedenen No-Pegida-Bewegungen. Er wünscht sich ein koordinierteres Vorgehen, bei dem beispielsweise auch politische Parteien ins Boot geholt würden. Er selbst ist diesbezüglich im Gespräch mit den Jungsozialisten des Kantons St. Gallens. (sys)

 

 

No Pegida Schweiz – das grosse Facebookprofil | printscreen 19.1.15
20. Januar 2015 | 14:30
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