Manuela Theiler
Schweiz

«Ich hoffe, dass es nicht soweit kommt wie in Italien»

Manuela Theiler, 39, Mutter und Neurologin, Schlieren

«Ich bin Ärztin, als Neurologin aber noch nicht in die Bekämpfung des Coronavirus involviert. Aber es kann durchaus sein, dass demnächst alle Fachärzte einen anderen Dienst leisten müssen, weil es zu wenig Personal zur Virusbekämpfung gibt.

Es macht Angst zu sehen, wie das Gesundheitswesen in Norditalien an seine Grenzen kommt. Da kann ich nur hoffen, dass das bei uns nicht soweit kommt. In Italien müssen sie jetzt entscheiden: Wer wird auf der Intensivstation mit lebenserhaltenden Massnahmen behandelt, wer nicht? Das birgt ein grosses ethisches Problem.

«Es macht Angst, wenn plötzlich alles anders ist.»

Wir stecken in einer dramatischen Situation, die nicht so schnell überwunden sein wird. Es macht Angst, wenn von einem Tag auf den anderen plötzlich alles anders ist – so wie bei der Schliessung der Schulen und nun der Geschäfte.

Ich befürchte, dass die weniger betroffenen Bevölkerungsgruppen die einschränkenden Vorschriften nicht genügend umsetzen und sich dadurch die Situation weiter verschärft. Die Menschen sollten jetzt ihre Eigeninteressen zurückstellen zum Wohl der Älteren und Kranken, die ein grösseres Risiko einer schweren Erkrankung haben.

«Wir haben auch zwei junge Risikopatientinnen in der Familie.»

In meiner Familie haben wir auch zwei noch junge Risikopatientinnen. Deshalb sind wir seit Januar nicht mehr in den Familiengottesdienst unserer Pfarrei gegangen und versuchen uns soweit als möglich zu schützen. Mein Mann hatte letzte Woche starken Husten. Er blieb zu Hause und ich ging mit den Kindern für eine Woche zu den Schwiegereltern. Auch meine Feier zum baldigen 40. Geburtstag werde ich absagen müssen.

Meine Ängste reichen noch weiter. Ich frage mich: Welche Zukunft haben wir nach all den Massnahmen, die vielleicht noch auf uns zukommen? Was für eine Zukunft werden unsere Kinder haben? Werden sie ängstlicher sein?

«Alle sollten sich am Donnerstag am Gebet beteiligen.»

Deshalb sage ich: Wir müssen zusammenstehen und Solidarität zeigen. Das hat die katholische Kirche schon immer den Menschen vermittelt. Deshalb finde ich: Alle sollten sich am kommenden Donnerstagabend am Gebet beteiligen, zu dem die italienischen Bischöfe aufgerufen haben – auch in der Schweiz.

Das habe ich meinen Facebook- und Whatsapp-Freunden mitgeteilt. Wir müssen zusammenstehen und in Gedanken beieinander sein, das wird uns Kraft geben und die schwierigen Zeiten gemeinsam überstehen lassen.» (rp)

Manuela Theiler | © zVg
17. März 2020 | 14:48
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

weitere Artikel der Serie «Coronavirus»