Engelchen und Teufelchen empfingen die Besucher an der Museumsnacht .
Schweiz

«Himmel und Hölle» in Basel mit Leiterspiel und Modeschau

Basel, 18.01.19 (kath.ch) Das Historische Museum Basel nutzte an der Museumsnacht mit insgesamt 33’000 Besuchern seine aktuelle Ausstellung über mittelalterliche Heiligenfiguren als Namensgeber «Himmel und Hölle» für das Abendprogramm. Die meisten christlichen Gedanken steckten aber vielleicht ausgerechnet in einer Modeschau.

Boris Burkhardt

Mit einem kleinen Plastikdreizack in der Hand schlich der kleine Teufel mit der roten Pappmaske durch das hohe Schiff der Barfüsserkirche in Basel, schüttelte mal diesen scherzhaft-drohend gegen die Besucher, wackelte mal keck mit seinem roten Schwänzchen aus Plastikstreifen. Derweil luden zwei Engel mit kurzen weissen Flügen Kinder dazu ein, mit ihnen Teufelchen und Engelchen zu basteln und das Spiel «Himmel und Hölle» zu spielen.

Einblick in Dauerausstellung

Nein, allzu theologisch ging es am Freitagabend in der Basler Museumsnacht in der Barfüsserkirche, heute besser bekannt als Historisches Museum Basel, nicht zu. Aber darum ging es natürlich auch nicht.

Der Titel «Himmel und Hölle», unter den das Museum als eines von 36 an jenem Abend mit insgesamt 33’000 Besuchern sein Programm von 18 bis 2 Uhr gestellt hatte, war in erster Linie der Dauerausstellung «Glaubenswelten des Mittelalters» mit Heiligenstatuen und Bildwerken geschuldet, wie Mediensprecher Andreas Mante erklärte. Sie wurde im vergangenen März eröffnet und war somit erstmals bei einer Museumsnacht mit freiem Eintritt zu sehen.

Das grosse Augenzwinkern

Abgesehen davon sei das Museum wie erwähnt in einer säkularisierten Kirche zu Hause. Die Anspielungen auf den auch für viele gläubige Christen antiquierten Dualismus von Himmel und Hölle war also mit einem grossen Augenzwinkern gemeint, so auch an der Bar «Holy Spirits» (englisches Wortspiel mit den zwei Bedeutungen «Heiliger Geist» und «heilige Spirituosen»), an der es Cocktails mit vielsagenden Namen wie «Allmächtig», «Mephisto’s Shot», «Sacred Russian» und «Spicy Devil» zu trinken gab.

Das Kinderspiel näherte sich dem Thema ohne Tiefgang.

Auch das erwähnte Kinderspiel, ein einfaches Leiterspiel, für das über den Abend verteilt 500 Kinder Spielfiguren eben als Engelchen und Teufelchen gestalten konnten, näherte sich dem Thema spielerisch ohne Tiefgang.

Die Ausstellung «Glaubenswelten des Mittelalters» im Chor der Barfüsserkirche hingegen zeigt zahlreiche Heiligenfiguren aus dem 11. bis 16. Jahrhundert aus der Schweiz und Süddeutschland sowie weitere bildliche Darstellungen christlichen Glaubens, unter anderem ein Fegefeuer aus dem 16. Jahrhundert, gefunden im jurassischen Pruntrut, und natürlich den Totentanz, der in Basel nicht fehlen darf.

Alltagsfrömmigkeit zeigen

Die Figuren sind thematisch gruppiert, wie Mante erklärt, in Bildnisse Jesu, Bildnisse Mariens und Bildnisse anderer Heiliger, und sollen einen Eindruck der Alltagsfrömmigkeit und Heiligenkult jener Zeit bieten und Menschen, die fern des christlichen Glaubens leben, einen ersten Eindruck vermitteln.

Mittelpunkt der Ausstellung ist jedoch der «Calanca-Altar» aus der Kirche im Bündner Ort Santa Maria in Calanca von 1512, den Experten für das «zweitumfangreichste und inhaltlich bedeutendste Altarwerk auf Schweizer Boden» halten.

Viel Applaus für Modeschau «Exodus»

Der theologischste Teil des Abendprogramms im Historischen Museum war vielleicht überraschenderweise die unter dem Titel «Liebe, Leid und Hoffnung» angekündigte Modeschau, die zweimal vor grossem Publikum und begleitet von viel Applaus gezeigt wurde. Der junge Bernbieter Designer Timon Imfeld, mit Künstlernamen Imveldt, der in Basel studierte und heute in London lebt, gab seiner Abschlusskollektion 2017 den damaligen Namen «Exodus» und orientierte sich tatsächlich an der biblischen Geschichte vom Auszug Israels aus Ägypten.

Selber ein Suchender auf einer Reise durch die Wüste.

«Jedes Stück stellt einen Abschnitt aus der Geschichte Mose dar», erklärt Imfeld gegenüber kath.ch; es repräsentiere aber zugleich einen anderen Aspekt des christlichen Glaubens, so zum Beispiel ein rotes Kleid, das für den blutgetränkten Nil als Strafe für den Pharao stehe, gleichzeitig aber auch für das Blut Christi, oder Flügel an einem Kleid, die sowohl an Insekten als weitere Plage als auch an Engelsflügel erinnerten.

Die Kollektion hat für Imfeld aber noch eine ganz persönliche Dimension, denn der homosexuelle gläubige Christ empfand sich selbst als Suchender auf einer Reise durch die Wüste, bis er in London auf christliche Gemeinden gestossen war, die anderssexuelle Menschen nicht das Recht auf Glauben absprächen.


Engelchen und Teufelchen empfingen die Besucher an der Museumsnacht . | © Boris Burkhardt
19. Januar 2019 | 18:05
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