Weihbischof Marian Eleganti
Schweiz

«Herzensbildung ist nie weltanschaulich neutral»

Dietikon ZH, 11.6.17 (kath.ch) Das Bundesamt für Sport sieht doch noch einen Weg, christliche Jugendverbände finanziell zu unterstützen. Jugendbischof Marian Eleganti fordert in seinem Gastkommentar, dass der Staat auch seine eigenen Erziehungsprogramme kritisch unter die Lupe nehmen soll. Dort lauere ebenso Gefahr von Indoktrination.

Die Revision des Entscheids des Bundesamtes für Sport, Fördergelder für christliche Jugendverbände zu streichen, ist begrüssenswert, wie auch der aufgenommene Dialog mit den Betroffenen. Strukturelle Verbesserungen sind immer denkbar. Aber ging es nur darum? Hier wäre zu untersuchen, wie dieser Entscheid auf Seiten der Behörden wirklich zustande gekommen ist, und ob er einer solchen Überprüfung standhält.

Erziehung und Herzensbildung sind nie weltanschaulich neutral. Sie sind immer eine Form von «Indoktrination» im Sinn von «Belehrung», «Aufklärung», «Bildung» und «Formung» heranwachsender Menschen. Wir alle haben darüber zu wachen, dass dies in einer Weise geschieht, welche der Persönlichkeit, ihrer Freiheit, freien Meinungsbildung, ihrem Gewissen und seiner Würde förderlich ist (vergleiche dazu die Präambel der Charta christlicher Kinder- und Jugendarbeit).

Erziehung soll ermöglichen, dass jeder junge Mensch «zu sich selbst erwacht» und seine eigene Freiheit, Wahl und Verantwortung «aktivieren» und «ausüben» kann. Diesbezüglich kann er sich durch eigene Vernunfturteile und Freiheit auch von der eigenen Erziehung, Bildung und Sozialisation emanzipieren und abgrenzen und etwas Eigenes aus sich selbst machen.

Aber eine voraussetzungslose Bildung und Erziehung gibt es nicht. Diesbezüglich sollte der Staat genau so kritisch seine eigenen Erziehungsprogramme und Akteure im Bildungswesen beurteilen, wie er dies in unserem konkreten Kontext zu tun gedenkt. Auch dort lauern die Fallen von Indoktrination statt Aufklärung und Bildung, von Manipulation statt Erziehung (vergleiche die Sexualerziehung). Übergänge zum behördlich verordneten «Gesinnungs- und Meinungsdiktat» sind oft fliessend. Staat und Politik geraten so selbst in die Fallen, die sie im religiösen Bereich vermeiden wollen.


Weihbischof Marian Eleganti | zVg
11. Juni 2017 | 10:00
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